An Rhein und Ruhr. Trotz Krieg und Inflation: Die deutsche Tourismusbranche verzeichnet Rekordbuchungen. Die Menschen wollen verreisen.

Viele Menschen sorgen sich gerade wegen der Weltlage, der Inflation und der hohen Energiepreise – gleichzeitig sehnen sich so viele wie selten zuvor nach Urlaub. Die Touristikunternehmen verzeichnen jedenfalls Rekordbuchungen. „Seit Beginn des neuen Jahres beobachten wir eine extrem hohe Nachfrage. Aktuell liegen die Buchungseingänge im deutlich zweistelligen Prozentbereich über dem Vorjahr“, sagt Oliver Harbring von Schauinsland-Reisenin Duisburg. Häufigste Ziele seien Griechenland, Ägypten, die Türkei, Tunesien sowie Kanaren und Balearen. Bei den Fernreisen sind vor allem die Dominikanische Republik und die Malediven beliebt.

Auffällig seien zwei Trends: „Einige buchen bewusst höherwertige und somit teurere Kategorien, besonders Familien suchten nach günstigen All-Inclusive-Angeboten, etwa in der Türkei, Ägypten oder Tunesien“, so Harbring.

Viele Frühbucher, starke Buchungswochen: Die deutsche Tourismusbranche verzeichnet Rekordzahlen.
Viele Frühbucher, starke Buchungswochen: Die deutsche Tourismusbranche verzeichnet Rekordzahlen. © dpa | Marcel Kusch

Mehr Frühbucher

Ähnliches Bild bei TUI: „Wir erleben starke Buchungswochen und deutlich mehr Frühbucher im Vergleich zu 2022. Schon im vergangenen Sommer haben wir an beliebten Urlaubsorten die Gästezahlen von vor der Pandemie übertroffen. Mallorca lag letzten Sommer erstmals wieder über 2019 – darum bauen wir das Angebot nochmals um fünf Prozent aus. Mallorca könnte wieder Sommer-Champion sein“, sagt Sprecher Aage Dünhaupt. Und: Die Hälfte buche All inclusive. Beliebteste Ziele seien Antalya, Mallorca, Kreta, Rhodos, Kos, Andalusien, Fuerteventura. Auch Fernreisen boomen wieder, weil es bei der Einreise kaum noch Einschränkungen gibt, so Dünhaupt. Nachgefragt seien USA/Kanada, Malediven, Thailand, DomRep und Mexiko.

Einschränkungen für den deutschen Luftraum

Derweil fürchtet die Luftverkehrsindustrie zum Frühsommer größere Beschränkungen im deutschen Luftraum, die zu Verspätungen führen könnten. Neben dem Ukraine-Krieg nannte der Branchenverband BDL das geplante Manöver „Air Defender 2023“, an dem im Juni bis zu 200 Kampfjets verschiedener Nato-Partner teilnehmen sollen. Der Verband plädiert dafür, die Auswirkungen der Großübung auf den „ohnehin hochbelasteten deutschen Luftraum“ auf ein Minimum zu reduzieren.

Der BDL erwartet für 2023 weiter einen Wiederanstieg des zivilen Luftverkehrs nach Corona: Auf den Europa- und Interkontinentalstrecken werde das Angebot 88 Prozent des Niveaus aus dem Vorkrisenjahr 2019 erreichen, in anderen Ländern ist das Niveau noch höher.

Ein erneutes Abfertigungschaos wollen Flughäfen und Airlines möglichst vermeiden. Die Branche bereite sich seit Monaten intensiv auf die Saison vor, hieß es beim BDL. Das Problem sei zu wenig Personal. Man will Kräfte auch außerhalb der EU anwerben, nachdem 2022 ein Versuch mit Helfern aus der Türkei im Sande verlaufen war. Nötig sind dazu indes gesetzliche Veränderungen.