An Rhein und Ruhr. Die Lage für Betriebe an Rhein und Ruhr ist wegen steigender Energiepreise prekär. „Den Unternehmen muss die Luft zum Atmen bleiben“, so die IHK.
Der Ruf nach Entlastungen für Unternehmen und Betriebe aufgrund steigender Energiekosten wird am Niederrhein und im Ruhrgebiet immer lauter. „Wir sprechen in diesen Wochen mit vielen Unternehmen. Die Lage ist angespannt. Die massiv angestiegenen Energiepreise ziehen sich durch alle Unternehmen wie ein rotes Band – und dieses zieht sich wie eine Schlinge immer enger zusammen“, zeigt sich Kerstin Groß, Hauptgeschäftsführerin der Industrie- und Handelskammer zu Essen (IHK), tief besorgt.
„Die Politik muss alle Hebel in Bewegung setzen, um eine stabile und wettbewerbsfähige Energieversorgung aller Unternehmen sicherzustellen“, fordert Groß. Gerade kleine und mittlere Betriebe stünden zu wenig im Fokus. „Den Unternehmen muss die Luft zum Atmen bleiben.“
Existenzielle Gefahr für das Bäckereihandwerk
Johannes Gerhards, Obermeister der Bäckerei-Innung Kleve-Wesel, sieht gar eine existenzielle Gefahr für das Bäckereihandwerk. Mit Blick auf die Steigerungsraten bei Strom- und Gaspreisen wird ihm mulmig. „Ich war 35 Jahre selbstständig, an so eine Krise kann ich mich nicht erinnern.“
In den vergangenen Tagen und Wochen führten er und seine Kolleginnen und Kollegen viele Gespräche mit Landtags- und Bundestagsabgeordneten aus den Kreisen Wesel und Kleve, um für Unterstützung zu werben. „Wichtig ist, dass die Hilfen, anders als zu Coronazeiten, ohne große Bürokratiehürden aufgelegt werden.“ Der Kamp-Lintforter appelliert an eine praxisnahe Umsetzung der Unterstützungsangebote. „Wir kämpfen dafür, dass das Brot als deutsches Kulturgut weiterhin für alle Kundinnen und Kunden erschwinglich bleibt.“
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Der Zirkus „Flic Flac“, aktuell auf dem Gelände des früheren Güterbahnhofs in Duisburg beheimatet, zog bereits Konsequenzen aus der Energiekrise. „Wir werden unsere Artistinnen und Artisten in Hotels unterbringen. Unsere Wohncontainer und Wohnwagen sind einfach nicht energieeffizient genug“, berichtet Geschäftsführer Uwe Struck. Die Kosten seien zunächst vielleicht höher, doch könnten Nachzahlungen verhindert werden.
Im Duisburger Zelt wird für die kommenden Dezember- und Januarshows von „Wohlfühl-T-Shirt-Temperaturen auf Wohlfühl-Jacken-Temperaturen“ umgestellt, wie Struck ankündigt.
Landesregierung plant, ein eigenes Entlastungspaket aufzusetzen
Das NRW-Wirtschaftsministerium betont auf NRZ-Anfrage die Bereitschaft der Landesregierung, ein eigenes Entlastungspaket aufzusetzen. „Zuvor muss allerdings klar sein, wie die neuerlichen Entlastungen des Bundes ausgestaltet sein werden, damit das Land diese zielgenau und sinnvoll ergänzen kann“, so ein Sprecher. NRW und einige andere Länder hätten beim Bund massiv auf die zusätzlichen Entlastungen gedrungen, jetzt müssten die Maßnahmen schnell umgesetzt werden. Kleine und mittlere Unternehmen könnten schon jetzt Kredithilfen in Anspruch nehmen, etwa über die Kreditanstalt für Wiederaufbau.