Washington. Es ist eine Tat, die kaum zu fassen ist: Ein 18-Jähriger stürmt in eine Grundschule und richtet ein Blutbad an. 19 Kinder sterben.

  • In einer Grundschule in der US-Kleinstadt Uvalde in Texas hat sich ein Amoklauf ereignet
  • Ein 18-Jähriger erschoss mindestens 19 Kinder und zwei Erwachsene
  • Der Schütze hat ebenfalls nichts überlebt
  • Präsident Biden fordert schärfere Gesetze gegen Waffenbesitz und -gewalt

An einer Grundschule im US-Bundesstaat Texas hat ein bewaffneter 18-Jähriger mindestens 19 Kinder und zwei Erwachsene erschossen. Der Schütze selbst sei ebenfalls getötet worden, offenbar durch Polizisten am Tatort, sagte Gouverneur Greg Abbott in einer ersten Stellungnahme. Er sprach von einer schrecklichen und unbegreiflichen Tat, die sich in der Kleinstadt Uvalde im Süden von Texas ereignet habe.

In Uvalde, 90 Minuten Auto-Fahrzeit westlich von San Antonio, war die Dimension eines Schusswaffen-Vorfalls lange Zeit unklar, der sich an der Robb-Grundschule ereignet hatte. Details zu den genauen Hintergründen lagen zunächst nicht vor. Die Ermittler gehen aber von einem Einzeltäter aus. Zwei Polizisten sind nach Abbotts Angaben bei dem Schusswechsel leicht verletzt worden. Es ist das bislang schlimmste Schulmassaker in den USA in diesem Jahr.

Karte: Amoklauf an US-Grundschule
Karte: Amoklauf an US-Grundschule © Grafik: S. Stein, Redaktion: M. Lorenz

Schüsse an Grundschule: Amokläufer schießt zunächst auf Großmutter

Salvador Ramos, der 18-jährige Amokläufer, der aus Uvalde stammte und wie 85 Prozent der Bevölkerung dort hispanische Wurzeln hatte, suchte sich den vorletzten Tag vor den Sommerferien aus für seinen Massenmord.

Das undatierte Handout-Foto der Polizei zeigt Salvador Ramos.
Das undatierte Handout-Foto der Polizei zeigt Salvador Ramos. © Polizei/ZUMA Press Wire Service/dpa

Die Polizei von Uvalde machte zunächst keine Angaben zu der Zahl der Todesopfer. Erick Estrada von Ministerium für öffentliche Sicherheit in Texas äußerte sich im Gespräch mit dem Sender CNN zu den Zahlen. Er schilderte auch die Ereignisse vor dem Massaker. Ramos habe zunächst auf seine Großmutter geschossen, sagte Estrada. Der Vorfall habe sich in der Wohnung der Großmutter ereignet – diese wurde in ein Krankenhaus gebracht. Sie schwebt nach Polizeiangaben in Lebensgefahr.

Gegen 11.30 Uhr sei Ramos mit einem Auto zur Schule gefahren und habe dort einen Unfall gebaut, sagte Estrada. Er habe dann das Auto verlassen und sei mit einer Schutzweste bekleidet, einem Rucksack und einem Gewehr in die Schule eingedrungen. Dort habe er das Feuer eröffnet. Der 18-Jährige sei dann vom Sicherheitspersonal der Schule gestellt worden. Estrada betonte allerdings, dass die Ermittlungen noch liefen und diese Informationen noch vorläufig seien.

Amoklauf in Uvalde: Schütze zeigte sich auf Instagram mit Waffen

Über den Hintergrund der Tat in Uvalde war zunächst wenig bekannt. Die Ermittler hielten sich bedeckt. Medienberichten nach soll der Schütze die bei der Tat verwendete Waffe vor rund einer Woche kurz nach seinem 18. Geburtstag gekauft haben. Das Verhalten des Schützen habe sich zuletzt verändert, zitierte die „Washington Post“ einen Jugendfreund des Schützen. Er habe bei seiner Mutter und manchmal bei seiner Großmutter gelebt und sich in letzter Zeit aggressiv verhalten.

Auf einem inzwischen gesperrten Instagram-Konto ist Ramos zu sehen mit einem narzisstischen Schwarz-Weiß-Selfie und zwei schweren Waffen. Kurz vor der Tat kommunizierte er laut Behörden mit einer anonymen jungen Frau und machte diffuse Andeutungen, das etwas bevorstehe. "Daily Mail" veröffentlichte die mittlerweile gelöschten Screenshots des Nachrichtenverlaufs.

So markierte Ramos die Unbekannte offenbar willkürlich auf einem Foto, das ihn mit Waffen zeigt. "Wirst du meine Waffenbilder weiterposten?", wollte der 18-Jährige von der jungen Frau wissen. "Was? Was haben deine Waffen mit mir zu tun? Ich bin so verwirrt", antwortete diese. "Sei dankbar, dass ich dich markiert habe", lautete eine weitere Nachricht des Amokläufers, woraufhin die ihm wohl Unbekannte nur "Nein, das ist total gruselig, ehrlich gesagt" antwortete. Im weiteren Verlauf einigten sich die beiden, zu einem späteren Zeitpunkt zu kommunizieren, wobei Ramos versprach, ihr ein "kleines Geheimnis" anzuvertrauen.

Kurz nach der Tat äußerte sich die junge Frau in einer schriftlichen Instagram-Story zu Wort und stellte klar: "Er ist ein Fremder, ich weiß nichts über ihn. Der einzige Grund, weshalb ich zurückgeschrieben habe, war, weil ich Angst vor ihm hatte." Weiter bereue sie es, ihm die Tat nicht ausgeredet zu haben. Behauptungen, sie sei seine feste Freundin und würde das Massaker an der Schule finalisieren, dementierte sie vehement: "Ich kenne ihn nicht und ich wohne nicht einmal in Texas."

Menschen verlassen das Uvalde Civic Center, nachdem an der Grundschule Robb Elementary School Schüsse abgegeben wurden.
Menschen verlassen das Uvalde Civic Center, nachdem an der Grundschule Robb Elementary School Schüsse abgegeben wurden. © William Luther/The San Antonio Express-News/AP/dpa

Amoklauf: Biden reagiert in Rede an die Nation

Für US-Präsident Joe Biden ist die texanische Katastrophe nach dem Amoklauf in Buffalo, New York,innenpolitisch ein weiterer Tiefschlag. Noch am Abend nach seiner Rückkehr aus Japan ging Biden im Weißen Haus sichtlich gebrochen mit bebender Stimme vor die Kameras und machte seiner Verbitterung Luft.

„Als Nation müssen wir uns fragen, wann in Gottes Namen wir der Waffenlobby die Stirn bieten werden. Wo in Gottes Namen ist unser Rückgrat?” Dass ein 18-Jähriger einfach in ein Waffengeschäft gehen und zwei Sturmgewehre kaufen könne, „ist schlichtweg falsch”. Biden sprach Klartext: „Ich bin es leid. Wir müssen handeln. [...] Das muss aufhören.”

US-Präsident Joe Biden äußert sich im Weißen Haus über den Amoklauf an einer Grundschule in Texas.
US-Präsident Joe Biden äußert sich im Weißen Haus über den Amoklauf an einer Grundschule in Texas. © dpa

Auch der frühere US-Präsident Barack Obama hat öffentlich sein Beileid ausgesprochen und Wut über die Waffenlobby geäußert. „Unser Land ist gelähmt, nicht durch Angst, sondern durch eine Waffenlobby und eine politische Partei, die keine Bereitschaft gezeigt haben, in irgendeiner Weise zu handeln, um diese Tragödien zu verhindern“, so Obama auf Twitter.

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Schulmassaker: Prominente fordern schärfere Gesetze gegen Waffengewalt

Neben den Politikern meldeten sich etliche Prominente im Netz zu Wort, darunter auch Musikerin Taylor Swift. Schauspieler Matthew McConaughey hat nach dem Amoklauf in seiner Heimatstadt Uvalde ebenfalls mehr Einsatz gegen Waffengewalt gefordert.

Auch Warriors-Coach Steve Kerr reagierte in einer Pressekonferenz bestürzt auf die Ereignisse: „Wann werden wir etwas tun? Ich habe es satt, ich habe genug“, so der Basketball-Meistertrainer.

Warriors-Coach Kerr spricht nach Schulattentat.
Warriors-Coach Kerr spricht nach Schulattentat. © Scott Strazzante/San Francisco Chronicle/dpa

(diha/dpa)