Washington. Donald Trump will den Erfolgsautor J.D. Vance am Dienstag zum Senats-Kandidaten im Staat Ohio machen. Das ist nicht völlig ohne Risiko.
Es ist das politisch gefragteste (wie umstrittenste) Qualitätssiegel unter Amerikas Konservativen. Ein "endorsement" von Donald Trump, eine öffentliche Empfehlung und Unbedenklichkeitsbescheinigung des ehemaligen Präsidenten.
Das ist es, wonach sich Hunderte Republikaner und Republikanerinnen sehnen, die in sechs Monaten bei den Zwischenwahlen in den Kongress in Washington einziehen wollen. Davor hat die politische Kultur des Landes die "primaries" gesetzt, parteiinterne Vorausscheidungen.
USA: Wird J. D. Vance Senats-Kandidat in Ohio?
Am heutigen Dienstag geht es im ländlich geprägten Bundesstaat Ohio mit einer besonders schillernden Personalie los. J.D. Vance, Autor des millionenfach verkauften und erfolgreich verfilmten Buches "Hillbilly-Elegy", das aus eigenem Erleben vom Elend der weißen, von Washingtons Eliten vergessenen Industrie-Arbeitschaft erzählt, war 2016 eine feste Größe im Anti-Trump-Lager.
Der inzwischen 37 Jahre alte Jurist und Finanz-Investor hielt Trump für irgendwas zwischen "Idiot" und "Hitler". Und für die Mensch gewordene Nadel, die das süchtige Prekariat links und rechts der Appalachen für einen kurzen Rausch mit der Hoffnung vollpumpt, die Globalisierung werde abgewickelt. Vulgo: Industriearbeitsplätze kehrten massenhaft aus Billiglohnländern wie China zurück nach Amerika. Perdu.
Vom Trump-Hasser zum Trump-Fan: "Hillbilly-Elegy"-Autor mit radikaler Wende
Vance ist radikal konvertiert. Er nennt Trump heute "den besten Präsidenten seines Lebens". Weil er gegen China und illegale Einwanderung sei und die "linken Eliten" bekämpfe. Vance` Übertritt ins Camp der Trumpianer brachte ihm kürzlich den offiziellen Segen des Polit-Paten ein.
Zwar habe der pausbäckige Schriftsteller früher ziemlichen "Scheiß" über ihn erzählt, sei aber inzwischen glaubwürdig geläutert und darum der richtige Mann, um lupenreine "Make America Great Again"-Politik zu vertreten, sagte Trump bei einer Kundgebung in Delaware/Ohio.
Ohio: Donald Trump empfiehlt Wahl von J. D. Vance
Seit Trumps Wahlempfehlung sind Vance' Umfragenwerte gestiegen. Leute wie Josh Mandel, Ex-Finanzminister des Bundesstaates und ein in Wort und Tat ebenso glühender Trump-Fan, haben plötzlich das Nachsehen. Weil aber 25 % der Wähler in Ohio, Stand Montag, noch unentschlossen waren, ist ein Durchmarsch von Vance nicht garantiert.
Sein Scheitern, weil der Wähler, das unberechenbare Wesen vielleicht anders votiert, wäre mehr als eine Fliegennotdurft auf Trumps Weste. Die angemaßte Rolle als der Königsmacher der Republikaner schlechthin käme auf den Prüfstand.
Auch interessant: Trump nennt Putin ein "teuflisches, völkermordendes Monster"
Trump: Was haben Empfehlungen mit einer erneuten Präsidentschaftskandidatur zu tun?
Das könnte seine Ambitionen auf eine dritte Präsidentschaftskandidatur 2024 beschädigen. Zumal Trump auch in anderen Bundesstaaten seine Hand für Leute ins Feuer legt, die moderatere Republikaner-Kreise verschmähen.
Moderater heißt in diesem Fall, nicht bereit zu sein, den Loyalitätstest zu absolvieren, den Trump jedem Konservativen auferlegt, der im Herbst nach einem Amt strebt: Sie müssen wie der 75-Jährige selbst die Wahl von 2020 wahrheitswidrig als Ergebnis demokratischen Betrugs anprangern. Wer dies nicht tut, kriegt einen Gegenkandidaten präsentiert und politisch zur Unperson erklärt.