Berlin. Marie-Agnes Strack-Zimmermann kämpft für Waffenhilfe für die Ukraine. Dabei steigt die Politikerin in jeden Ring. Auch mit dem Kanzler.
Ihr Markenzeichen ist der Kurzhaarschnitt, ihr Medium der Kurznachrichtendienst. Über Twitter ist Marie-Agnes Strack-Zimmermann, die Liberale mit der silbergrauen Föhnfrisur, fast rund um die Uhr auf Sendung. Im Moment vor allem mit einem Ziel: Die eigene Regierung zu mehr Waffenhilfe für die Ukraine zu bewegen.
Die FDP-Frau ist nicht nur eine der versiertesten Verteidigungspolitikerinnen in der Ampelkoalition, sie weiß auch wie man durchdringt: Die Rheinländerin schwurbelt nicht, sie pflegt klare Kante. Ihr Stil: burschikos. Ihre Grundhaltung: Nicht den Humor verlieren. Ihre Fangemeinde im Netz und in der FDP wächst von Stunde zu Stunde.
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Gegen Scholz: Kanzler zu zögerlich
Scharfzüngig, schlagfertig und erfrischend undiplomatisch – das ist, was die einen so sehr an ihr schätzen und die anderen fürchten. Man sieht förmlich, wie Parteichef Christian Lindner die Augen rollt, wenn seine Kollegin ihre Salven auf die eigene Regierung abschießt.
Zu lahm, zu zögerlich ist ihr SPD-Kanzler Olaf Scholz, zu vorsichtig seine Ukraine-Politik. Strack-Zimmermann, so scheint es, sitzt innerlich bereits auf einem Schützenpanzer und fährt mit Vollgas an die Front, um den ukrainischen Truppen im Krieg gegen Russland beizuspringen.
Im Ukraine-Krieg: Auf den Kanzler kommt es an
Als ihr deswegen neulich ein Putin-freundlicher Troll auf Twitter mit Hinweis auf ihre Alter zu nahe trat, kriegte auch der sein Fett ab – zur großen Freude der Fans: Die Frauen in ihrer Familie seien alle weit über 90 Jahre alt geworden, schrieb die 64-Jährige. „Nur zur generellen Einschätzung, wie lange ich mich hier noch auf den Austausch hier freue.“
Manchmal schießt die Vorsitzende des Verteidigungsausschusses übers Ziel hinaus – und muss Schadensbegrenzung betreiben. In einem Interview hatte sie erklärt, ein so großes Land wie Deutschland müsse führen, gerade im Ukraine-Krieg. Diese Führung müsse von Scholz kommen. „Und für die, die diese Rolle nicht annehmen wollen, sage ich, dann sitzen sie möglicherweise im falschen Moment am falschen Platz."
Die FDP-Frau und der Kanzler schenken sich nichts
Ein Satz, der leicht als Rücktrittsforderung gedeutet werden konnte – und hohe Wellen schlug. Strack-Zimmermann griff zum Handy und tippte eine Klarstellung: „Die Ampel ist richtige Regierung zum richtigen Zeitpunkt – nicht nur angesichts mangelnder Alternativen.“ Scholz, der offensichtlich Strack-Zimmermann meinte, als er Tage zuvor von „Jungs und Mädels“ sprach, die akzeptieren müssten, wie er führe, will nun seinerseits ihrer Einladung in den Verteidigungsausschuss folgen.
Die Klartexterin und der Kanzler schenken sich nichts – können aber auch an einem Strang ziehen. Denn: Nicht nur in der Ukraine-Frage folgt die Liberale aus Düsseldorf ihrem eigenen Kompass. In der Debatte um die allgemeine Impfpflicht war sie eine der wenigen in der FDP, die für eine gesetzliche Regelung eintraten – und auf der Seite des Kanzlers kämpften.
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Dieser Artikel erschien zuerst auf waz.de.