Berlin. . Der deutsche Auslandsgeheimdienst hat Funksprüche russischer Militärs abgefangen. In ihnen werden die Morde an Zivilisten besprochen.
Dem Bundesnachrichtendienst (BND) liegen neue Erkenntnisse zu den Gräueltaten russischer Streitkräfte nördlich von Kiew vor. Nach Informationen unserer Redaktion hat der deutsche Auslandsgeheimdienst Funksprüche russischer Militärs abgefangen, in denen Morde an Zivilisten nördlich von der ukrainischen Hauptstadt besprochen wurden. Dabei soll es sich aber nicht um die Stadt Butscha handeln. Bilder aus dem weitgehend zerstörten Ort, in dem russische Soldaten Kriegsgräuel begangen haben sollen, gingen rund um die Welt.
Zudem verfügt der BND nach Informationen unserer Redaktion über eigene Satellitenbilder mit Leichen in Butscha, die dort bereits seit Wochen liegen sollen.
Ukraine: Satellitenbilder zeigen Leichen vor Abzug der Russen
Die russische Regierung hatte vehement dementiert, dass eigene Soldaten für Kriegsverbrechen verantwortlich sein sollen. Das Ganze sei eine „Inszenierung“ ukrainischer Stelle. Die Leichen seien erst nach dem Abzug russischer Soldaten am 30. März von ukrainischen „Nationalisten“ platziert worden, um dies Russland in die Schuhe zu schieben, hieß es in Moskau. In dem Ort wurden ein Massengrab und Aberdutzende, auf offener Straße liegende Leichen von Zivilisten entdeckt. Die Hände mancher von ihnen waren gefesselt, andere Körper zeigten Spuren von Folter.
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Satellitenbilder des US-Unternehmens Maxar Technologies, die die „New York Times“ veröffentlicht hatte, waren zuvor zu den gleichen Erkenntnissen wie der BND gekommen. Die Fotos wiesen darauf hin, dass auf den Straßen in Butscha bereits am 19. März – als die Russen noch die Stadt kontrollierten – zahlreiche Leichen sichtbar waren.
Russische Soldaten unterhielten sich über Morde
Die BND-Aufnahmen von Funksprüchen legen nach Informationen unserer Redaktion den Schluss nahe, dass es sich nicht um Ausnahmefälle gehandelt habe. Vielmehr hätten sich russische Soldaten über die Gräueltaten unterhalten wie über ihren Alltag.
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Es gebe jedoch keine Hinweise, dass der russische Generalstab die Taten angeordnet habe. Weiter hat der deutsche Auslandsgeheimdienst Hinweise, dass auf russischer Seite auch paramilitärische Verbände zum Einsatz gekommen seien. Ob dabei auch Einheiten der berüchtigten „Gruppe Wagner“ dabei waren, konnte nicht bestätigt werden.
Mobile Krematorien sollen Spuren beseitigen
Der Bürgermeister der umkämpften ukrainischen Hafenstadt Mariupol warf Russland vor, zur Vertuschung von Kriegsverbrechen Leichen in mobilen Krematorien zu verbrennen. Mit dieser Praxis sollten Spuren verwischt werden, teilte die Stadtverwaltung mit. „Das ist ein neues Auschwitz und Majdanek“, wurde Bürgermeister Wadym Bojtschenko mit Verweis auf die deutschen Vernichtungslager der Nazis im Zweiten Weltkrieg zitiert.
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Bereits zuvor hatten ukrainische Behörden und Medien mehrmals berichtet, russische Einheiten nutzten mobile Krematorien. Damals hieß es, diese würden eingesetzt, um die Leichen eigener Soldaten zu verbrennen. Dadurch sollten die Zahlen getöteter Truppen vertuscht werden.