Düsseldorf. Zum Schutz vor einer schweren Covid-Erkrankung wird bestimmten Gruppen jetzt eine vierte Impfung empfohlen. Die Mehrheit muss sich gedulden.

Die Zahl der Corona-Impfungen ist in den vergangenen Wochen in NRW deutlich gesunken. Die für bestimmte Alters- und Berufsgruppen jetzt empfohlene Vierte Impfung könnte jedoch Bewegung in das Impfgeschehen bringen.

Vor allem Menschen über 70 Jahre sind im Blick. In NRW sind das laut Statistik über 2,8 Millionen Personen, die nun berechtigt sind, eine 2. Auffrischungsimpfung zu erhalten. Die Ständige Impfkommission (Stiko) beim Robert-Koch-Institut (RKI) rät besonders Älteren zur erneuten Impfung, wenn der 1. Booster mindestens drei Monate her ist.

Vierte Impfung auch für Kinder empfohlen, wenn stark immungeschwächt

Die Lage in der Pandemie in NRW ist je nach Blickwinkel eher ent- oder angespannt: Zwar meldete das RKI am Freitag am zweiten Tag in Folge wieder über 53.000 Corona-Neu-Infektionenzwischen Eifel und Ostwestfalen, doch das Gesundheitssystem steht bis dato nicht wieder an der Belastungsgrenze. Das dürfte nicht nur an der Omikron-Variante liegen, die seltener tödlich verläuft und zumeist nur leichte Krankheitssymptome verursacht, sondern auch am bisherigen Impfschutz.

Doch die Wirkung lässt mit der Zeit nach, gerade bei Menschen, deren Immunsystem nicht mehr so aktiv ist. Berechtigt für den ‘Booster-Booster’ sind laut Stiko derzeit Menschen ab dem Alter von 70 Jahren, Bewohner und Betreute in Pflegeeinrichtungen und Immungeschwächte ab 5 Jahre Alter; Ab drei Monate nach dem Booster können sie sich jetzt zum vierten Mal impfen lassen, mit den bereits bekannten Corona-Impfstoffen. Tätige in medizinischen und Pflegeeinrichtungen, vor allem mit direktem Patientenkontakt, wird der 2. Booster nach sechs Monaten empfohlen.

Impfquote steigt in NRW nur noch schwach

Die Impfzahlen steigen inzwischen in NRW nur noch schwach. Im März gab es Tage mit landesweit weniger als 2000 Erstimpfungen; auch die Booster-Quote pendelte im März zwischen 28.000 und 9200 Impfungen am Tag. 60,7 Prozent der Menschen in NRW sind bis dato einmal geboostert, die Quote der Zweitimpfungen veränderte sich zuletzt kaum und verharrt seit einigen Tagen bei 78,7 Prozent.

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„Wenn wir wirklich aus der Pandemie heraus wollen, dann brauchen wir im Herbst eine Impfpflicht“, forderte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) am Freitag im Bundestag. Denn gerade unter den Menschen ab 60 Jahre, die auch Omikron in erhöhtem Maße schwer an Covid-19 erkranken lassen kann, sind bundesweit gut zehn Prozent noch ungeimpft, heißt es in einer Auflistung des RKI.

Mehrheit muss auf vierte Impfung noch warten

„Wir gehen davon aus, dass die Menschen, die sich haben drei Mal impfen lassen, auch ein Interesse an dem Schutz durch eine vierte Impfung haben“, sagt ein Sprecher des NRW-Gesundheitsministeriums. Gleichwohl wird die Mehrheit noch auf ihre vierte Impfung warten müssen. Bis wann ist bis dato offen.

„Eine vierte Impfung wird derzeit nicht generell empfohlen. Hierzu liegen auch noch keine Zulassungsdaten vor“, erklärt ein Sprecher des Bundesgesundheitsministeriums auf Anfrage. Doch die Stiko-Empfehlung lässt Spielraum, heißt es sowohl vom Bundes-, als auch vom NRW-Gesundheitsministerium: „Niedergelassene Ärztinnen und Ärzte entscheiden eigenständig darüber, wen sie impfen. Dies kann im Einzelfall auch Personen unter 70 Jahren betreffen.“

Vierte Impfung: Auch Novavax als Booster geeignet

Als Impfstoff für die 2. Auffrischung stehen bis dato die bisherigen Booster-Impfstoffe zur Verfügung. Neben den mRNA-Impfstoffen von Moderna und Biontech/Pfizer ist laut Stiko in bestimmten Fällen auch der seit kurzem verimpfte Proteinimpfstoff Novavax als Booster geeignet.

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Die angekündigten auf Omikron ausgerichteten Impfstoffe sind derzeit noch in der Testphase. Laut Prof. Ulf Dittmer, Chefvirologe am Uniklinikum Essen, würden Vergleiche zeigen, dass die bisherigen Impfstoffe gegen Corona weiterhin sehr gut seien und die Omikron-Impfstoffe ihre Wirkung bis dato nicht überträfen.

Omikron-Impfstoffe sind noch nicht so weit

„Es ist nicht absehbar, wann ein auf Omikron angepasster Impfstoff verfügbar sein wird und eine Zulassung erhält“, heißt es im NRW-Gesundheitsministerium. Mit ersten Ergebnisse klinischer Studien zu angepassten Impfstoffen sei nach Aussagen der Hersteller frühestens ab Ende April/Mai 2022 zu rechnen, teilt das Bundesgesundheitsministerium mit.

Eine vierte Impfung für alle ist nach Aussage des für die Zulassung von Arzneimitteln in Deutschland zuständigen Paul-Ehrlich-Instituts nicht ausgeschlossen: „Ob eine zweite Auffrischimpfung für alle erforderlich sein wird und wann und mit welchem Impfstoff dies der Fall sein könnte, werden die Covid-19-Impfempfehlungen der Stiko berücksichtigen.“