Berlin. Viele Menschen in Deutschland zeigen Solidarität mit der Ukraine. Wer geht hierzulande auf die Straßen? Was fordern Demonstrierende?
- Krieg in der Ukraine: Viele Menschen in Deutschland demonstrieren für Frieden und Solidarität
- In Berlin haben sich junge Ukrainerinnen und Ukrainer zur Gruppe "Vitsche" zusammengeschlossen
- Viele Wahrzeichen, wie das Brandenburger Tor, leuchten diese Woche in den ukrainischen Nationalfarben
Einig sind sich in diesen Stunden fast alle, die auf die Straße gehen, um zu demonstrieren: Der Krieg in der Ukraine soll enden. So schnell wie möglich. Zur Frage, wie das erreicht werden soll, gibt es verschiedene Auffassungen.
Das Brandenburger Tor in Berlin steht als Zeichen für Solidarität mit der Ukraine, seit es zum ersten Mal blau-gelb angestrahlt wurde. Immer wieder ist es der Ort für viele Menschen, sich mit der Ukraine zu solidarisieren und Frieden und das Ende des Krieges zu fordern. Lautstark und mit Landesflaggen entweder um den Körper gewickelt, über den Kopf geschwungen oder auf FFP2-Masken oder Schilder gemalt, versammeln sich inzwischen tausende Menschen dort. Unter ihnen auch Politiker und Minister wie Robert Habeck und Cem Özdemir.
Ukraine-Konflikt: Junge Deutsche demonstrieren für den Frieden
Unter dem Namen „Vitsche“ haben sich junge Menschen zusammengeschlossen, die zum Teil in der Ukraine geboren sind oder Verwandtschaft und Freunde dort haben. In Berlin protestieren sie gegen Russland, haben Demonstrationen auch vor dem Kanzleramt organisiert.
Die 20-jährige Mascha gehört zur Initiative und berichtet von etwa 1500 Menschen, die allein am Donnerstag mit ihnen demonstriert haben. Gemeinsam forderten sie sofortige harte Sanktionen gegen Russland und militärische und humanitäre Unterstützung für die Ukraine. Sie verbindet die Sorge um Angehörige im Kriegsgebiet, aber auch die Wut gegen Wladimir Putin und der Wunsch nach Frieden.
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In vielen deutschen Städten hat es seit Kriegsbeginn spontane Solidaritäts-Demos gegeben: München, Düsseldorf, Karlsruhe, Braunschweig, Dresden – die Liste ist lang. Vielerorts bekundeten Parteien, an der Seite der Ukraine zu stehen. Die Jusos waren beispielsweise in Oberhausen (Nordrhein-Westfalen) Organisatoren einer Versammlung haben sich dazu mit den Jugendorganisationen von CDU und FDP abgesprochen. In Stuttgart arbeiteten die drei Parteien zusammen mit der Grünen Jugend und organisierten eine Kundgebung unter dem Motto „Für Frieden in Europa und Solidarität mit der Ukraine“.
Am Donnerstag ging eine Website online, die live anzeigt, wo Friedensproteste stattfinden: standwithukraine.live. Auf einer Weltkarte sind Standorte in Europa, den USA, Kanada, Australien und Neuseeland markiert. Der gleichnamige Hashtag #StandWithUkraine trendet auf Twitter, Solidaritätsbekundungen und Friedensforderungen finden sich in den sozialen Medien scheinbar endlos.
Demonstrationen gegen den Ukraine-Krieg: Gefühl der Hilflosigkeit in Deutschland
Forderungen, die in dieser Woche auch vor der russischen Botschaft in Berlin zu hören waren. Auch hier füllte sich der Flanierstreifen unter den Linden mit Demonstrierenden. Die Polizei hatte den Bereich vor der Botschaft abgesperrt. „Ich bin aufgewacht, habe gesehen, was passiert ist und musste etwas tun“, sagt Jewgenij Gamal. Er ist in der Ukraine geboren, auf der Krim aufgewachsen, hat dort noch Familie. Er befürchtet, dass Teile seiner Verwandtschaft inzwischen pro-russisch eingestellt sein könnten und den Ukraine-Konflikt befürworten. Es habe bereits Streit gegeben.
Der Weg der Ukraine in Richtung Demokratie sei seiner Meinung nach ein guter gewesen, auch wenn noch nicht alles gut laufe. Der Berliner Anwalt hofft für die Menschen im Land, dass bald wieder Frieden einkehrt. „Die Menschen dort interessiert nicht, wer im Recht oder Unrecht ist, sondern nur, dass sie überleben“, sagt er. Er habe nach den Nachrichten vom Krieg etwas tun wollen, ein Bettlaken bemalt und sei mit seinen Kollegen aus der Kanzlei vor die russische Botschaft gegangen, ohne zu wissen, ob dort sonst noch jemand demonstriert.
„Das ist das Einzige, was wir gerade machen können“, beschreibt auch die 30-jährige Lisa ihre Hilflosigkeit. Die Nachrichten aus der Ukraine haben sie nachts nicht schlafen lassen, sie ist den ganzen Tag unterwegs und demonstriert. Sie lebt seit acht Jahren in Berlin, ihre Freunde in Lemberg (westliche Ukraine) verstecken sich inzwischen in Kellern. „Leute in Deutschland sollen Solidarität zeigen“, fordert sie. Die Demonstrationen mit vielen Menschen geben ihr ein Stück Hoffnung auf Frieden, „auch wenn das wahrscheinlich nichts bewirken wird, aber wir müssen laut sein, damit wir nicht vergessen werden“.
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Ukraine-Krieg: Demonstrierende fordern harte Sanktionen des Westens
Ein anderer Demonstrant ist überzeugt, dass Putin nicht in der Ukraine Halt machen wird. „Er wird sein Reich immer weiter vergrößern, wenn er nicht gestoppt wird“, sagt Dzianis Katsiuba. Das russische Regime nennt er nationalistisch, Putin einen Faschisten. Sanktionen würden nichts bewirken, fürchtet er im Gegensatz zu vielen, die harte Sanktionen des Westens fordern. Eine Spaltung der Eliten in Russland wäre eher eine Möglichkeit, wie der Krieg enden könnte, findet Dzianis Katsiuba.
Mit Sylwia Handzik und ihren gemeinsamen drei Kindern ist er zur Demonstration gekommen, hat Schilder mit Ukraine-Flaggen und gegen den Krieg mitgebracht. Die Familie hat regelmäßig Kontakt Verwandtschaft und Freunden in der Ukraine und hofft, dass alle den Krieg überleben werden. Dafür demonstrieren sie vor dem Brandenburger Tor, das wieder in blau und gelb leuchtet.
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