Berlin. Der Frauenanteil in den Vorständen der börsennotierten Unternehmen ist auf einen Höchststand gestiegen. Es gibt aber noch viel zu tun.
Vordergründig sieht es so aus, als würde ordentlich Bewegung in die deutschen Führungsetagen kommen. Der Frauenanteil in den Vorständen börsennotierter deutscher Unternehmen ist auf ein Rekordhoch gestiegen.
Wie das Beratungsunternehmen EY ausgewertet hat, gibt es in den 160 Unternehmen der Dax-Familie nun 94 Managerinnen in Vorstandspositionen – 20 mehr als noch vor einem Jahr. Ein rasanter Zuwachs.
Chefinnen sind noch immer unterrepräsentiert
Ein genauerer Blick in die Daten aber zeigt, dass es noch längst keinen Grund zum Feiern gibt. In lediglich 9 der 160 untersuchten Unternehmen der Dax-Familie sitzt eine Frau auch tatsächlich auf dem Chefinnensessel.
Gelingt Frauen der Sprung in den Vorstand, sind sie meist für Personalfragen verantwortlich – und deutlich seltener etwa für Finanzen, das operative Geschäft oder eben die Konzernführung.
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Erfolgreiche Managerinnen machen es vor
Konzerne sollten dringend mehr dafür tun, dass Frauen in allen Bereichen der Führungsebene präsenter sind. Nicht nur Studien zeigen, dass diversere Teams erfolgreicher sind.
Auch die erfolgreichsten Managerinnen des Landes machen es vor: Thyssenkrupp-Chefin Martina Merz etwa treibt den mühsamen Konzernumbau des Stahlriesen voran – mit der Bereitschaft zu schmerzhaften Abstrichen. Belén Garijo trimmt als einzige Dax-Chefin den Pharmakonzern Merck auf Innovationen. Suse-Chefin Melissa Di Donato stemmte im vergangenen Jahr den Börsengang der Softwareschmiede aus dem Homeoffice heraus.
Und Deutsche-Post-Finanzchefin Melanie Kreis wurde jüngst als erste Frau zur Finanzvorständin des Jahres gekürt, nachdem sie in den sieben Jahren seit Amtsantritt nicht nur für sprudelnde Gewinne gesorgt hatte, sondern auch den Konzernumbau zu mehr Nachhaltigkeit und Digitalisierung vorangetrieben hat. Es sind nur vier aus einer Reihe von Beispielen erfolgreicher Managerinnen.
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In manchen Branchen hat das Umdenken begonnen
Manch einstige Männerdomäne wie etwa die Automobilindustrie, an deren Verbandsspitze mit Hildegard Müller ebenfalls eine frühere Managerin steht, hat die Zeichen der Zeit erkannt und ihren Frauenanteil zuletzt signifikant erhöht. Andere Branchen haben Aufholbedarf. In der Medienbranche etwa ist gerade einmal jeder 14. Vorstandsposten mit einer Frau besetzt – noch weniger als im Vorjahr.
Die Männer, die die Führungsetagen noch immer dominieren, müssen mehr Frauen in ihre Reihen holen – und endlich dafür sorgen, dass Gleichberechtigung keine hohle Phrase bleibt.