Düsseldorf. NRW-Gesundheitsminister Laumann betont: Aufgrund hoher Impfquoten in NRW ist das Risiko in den Schulen kalkulierbar. Der Präsenzbetrieb bleibt.

In Nordrhein-Westfalen bleibt es nach Worten von Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) trotz steigender Corona-Zahlen vorerst beim Präsenzbetrieb in den Schulen. In der jetzigen Situation seien besondere Maßnahmen nicht notwendig, sagte Laumann am Dienstag in Düsseldorf. Wie sich die Lage der Corona-Neuinfektionen bis Weihnachten entwickele, sei noch unklar.

Für fast alle anderen Lebensbereiche wurden die Corona-Auflagen mittlerweile deutlich verschärft.

An den Brandenburger Schulen gilt wegen der Corona-Infektionslage bald keine Anwesenheitspflicht für die Schüler mehr. Laumann verwies auf Unterschiede zu Brandenburg und die hohe Impfquote im bevölkerungsreichsten Bundesland NRW. Diese könnte auch einer der Gründe dafür sein, dass die Corona-Inzidenzen in NRW niedriger seien als in süd- oder ostdeutschen Bundesländern. Daher sei es gut, dass die Länder über ihre Maßnahmen entscheiden könnten. Es bleibe auch dabei, dass es keine Maskenpflicht im Unterricht gebe.

Streit um Aufhebung der Maskenpflicht

Vor allem der Wegfall der Maskenpflicht hatte zuletzt für erhebliche Unrughe gesorgt. Experten, wie der Chef-Virologe der Uniklink Essen. Prof. Ulf Dittmer, reagierten mit Unverständnis auf diese Entscheidung der Landesregierung. NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) hat die umstrittene Abschaffung der Maskenpflicht im Unterricht trotz hoher Corona-Infektionszahlen verteidigt. Die Opposition im Landtag warf der Ministerin vor, Infektionsrisiken zu missachten und massenhafte Quarantäne-Anordnungen in Kauf zu nehmen. „Maske ist besser als Quarantäne“, sagte SPD-Schulexperte Jochen Ott. Während NRW die Maskenpflicht mitten in der vierten Infektionswelle aufhebe, ziehe Bayern bereits wieder die Reißlinie und verpflichte ab Montag alle Schüler wieder zur Mund-Nase-Bedeckung.

Die SPD kritisierte, dass die Landesregierung der Stadt Krefeld sogar ausdrücklich verboten habe, stadtweit die Maske im Unterricht beizubehalten. So werde die Verantwortung auf die Kinder abgewälzt, die mehrheitlich freiwillig an der Mund-Nase-Bedeckung festhielten.

Gebauer hält an Kurs fest

Schulministerin Gebauer verwies dagegen auf die hohe Impfquote bei Lehrkräften, die geringe Wahrscheinlichkeit einer schweren Corona-Erkrankung bei Kindern und die engmaschigen Tests in Schulen. „Das Infektionsgeschehen an unseren Schulen ist weiterhin stabil und unter Kontrolle“, sagte sie. Grünen-Schulexpertin Sigrid Beer kritisierte dagegen, dass Schulen zur „Drehscheibe für Infektionen“ geworden seien. In einer Stadt wie Leverkusen liege die Inzidenz bei jüngeren Kindern bereits bei 545. „Wer Präsenzunterricht will, darf die Sicherheitsstandards nicht runtersetzen.“

Skeptisch äußerte sich am Rande der Landtagsdebatte auch der Verband Bildung und Erziehung (VBE). „Wenn die Quarantänefälle in den Schulen wieder deutlich zunehmen, sollten auch die Schutzmaßnahmen wieder erhöht werden. Letztlich wäre die Maske die geringere Zumutung im Vergleich zum Unterrichtsausfall“, erklärte VBE-Landeschef Stefan Behlau.

Viele Schulleiter ermuntern zum freiwilligen Maske-TragenSeit Dienstag muss in den Schulen landesweit am Sitzplatz keine Maske mehr getragen werden. Zugleich wurde die Quarantäne-Regelung wieder verschärft: Neben dem nachweislich infizierten Schüler soll auch der unmittelbare Sitznachbar zuhause bleiben und kann sich erst nach fünf Tagen „freitesten“ lassen. Bei älteren Schülern, die im Kurssystem unterrichtet werden, gibt es meist täglich mehrere unterschiedliche Platznachbarn. Schulen dürfen keine Grundsatzbeschlüsse fassen, die vom landesweiten Wegfall der Maskenpflicht abweichen. Viele Schulleiter hatten allerdings aus Furcht vor einem erhöhten Infektionsgeschehen zum freiwilligen Maske-Tragen ermuntert. (mit dpa)