Berlin. Angela Merkel hat die Klimakrise früh erkannt. Doch wer Gefahr sieht, ist auch in der Pflicht, zu handeln, kommentiert Theresa Martus.

Am Ende bleiben Angela Merkel vor allem Appelle: Ermutigungen an ihre Kolleginnen und Kollegen, das Ziel nicht aufzugeben, und Tipps, wie es am besten zu schaffen wäre, die Erderwärmung doch noch auf 1,5 Grad zu begrenzen.

Der Weltklimagipfel in Glasgow wird ihr letzter als Bundeskanzlerin sein. In absehbarer Zeit wird sie ihr Amt verlassen und nur noch von der Seitenlinie darauf hoffen können, dass die Politik genug unternimmt, um die schlimmsten Auswirkungen der Klimakrise zu verhindern. So also, wie es vielen Menschen während ihrer Amtszeit ging.

Angela Merkel erkannte früher als andere Politiker die Gefahr

Theresa Martus kommentiert den Auftakt des Weltklimagipfels in Glasgow.
Theresa Martus kommentiert den Auftakt des Weltklimagipfels in Glasgow. © Reto Klar | Reto Klar

Man kann Angela Merkel zugute halten, dass sie früher als viele andere Politikerinnen und Politiker das Ausmaß des Klimawandels und seiner Folgen verstanden hatte. „Der Preis des Überlebens“, heißt ein Buch, dass sie 1997 zum Thema geschrieben hat. Das war zwei Jahre, nachdem sie Präsidentin der ersten Weltklimakonferenz in Bonn war. Merkel wusste um das Problem und seine Dringlichkeit. Lesen Sie hier: Merkel bei COP26 - Der letzte Auftritt der „Klimakanzlerin“

Aber Wissen allein reicht nicht. Wer die Gefahr sieht, ist in der Pflicht, auch zu handeln. Und nicht einmal Merkel selbst würde sagen, dass sie das in ausreichendem Maß getan hat. Im Jahr 2019, nachdem nicht nur Aktivistinnen und -aktivisten entsetzt waren über das mutlose Klimapaket der Regierung, erklärte sich Angela Merkel mit den Worten „Politik ist das, was möglich ist“.

Klimakrise eine große Aufgabe für Merkels Nachfolger

Doch wenn die Herausforderung so groß, die Konsequenzen eines Scheiterns so bedrohlich sind, dann ist der Maßstab nicht das Mögliche, sondern das Nötige, und die Aufgabe von Politik ist es, den Raum dessen, was möglich ist, zu vergrößern. Dass das in 16 Amtsjahren von Merkel in der Klimapolitik nicht gelungen ist, macht die Aufgabe umso schwerer für ihre Nachfolger.