Siegen. Die Heilig-Kreuz-Kirche in Siegen-Weidenau wurde zur Kolumbariumskirche umgestaltet. Hier sind nun Trauer und Hoffnung vereint.
„Um Gottes Willen, ich lasse mich doch nicht verbrennen!“ Nur allzu lebhaft erinnert sich Irmtrud von Plettenberg an ihre tiefe Überzeugung, die sie jahrzehntelang begleitet hat. In letzter Zeit aber hat sich die Haltung der 58-Jährigen deutlich geändert, und sie schließt ein Urnenbegräbnis für sich nicht mehr aus.
Weniger Platz für Gottesdienste
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Die katholische Gemeindereferentin steht in der Heilig-Kreuz-Kirche in Siegen-Weidenau, die seit einem halben Jahr als so genannte Kolumbariumskirche weit über das Siegerland hinaus für besondere Aufmerksamkeit sorgt. 60 Jahre war Heilig-Kreuz ein „normales“ Gotteshaus mit Platz für 450 Menschen – deutlich überdimensioniert für die heutige Zeit. In einem finanziellen, vor allem aber auch mental-religiösen Kraftakt wurde dann vor einigen Jahren entschieden, die Kirche in eine dreigliedrige Begegnungsstätte der besonderen Art umzubauen: der eigentliche Gottesdienstraum schrumpfte erst einmal auf 150 Plätze. Davor entstand ein hypermodern anmutendes Kolumbarium, also eine Urnenbegräbnisstätte, mit insgesamt 1250 tiefblauen Kuben, in denen die Urnen eingelassen werden können.
„Das alles soll hier zu einer Trauerherberge werden“, sagt Irmtrud von Plettenberg, die eigens dafür eine Trauerpastoral-Ausbildung gemacht hat. Professor Thomas Kesseler aus Bad Hönningen (Rheinland-Pfalz) hat die künstlerische Ausgestaltung der gesamten Kirche als eine sehr harmonische Einheit höchst eindrucksvoll umgesetzt; dem wirkungsintensiven Zusammenspiel von Licht, Materialien, Farben und Formen kann man sich praktisch nicht entziehen.
Zwischen Trauer und Hoffnung
„Vom Tod zum Leben“ lautet das Motto dieses nun stark veränderten aber zugleich auch glückhaft gelungenen Gotteshauses, das die Balance zwischen Trauer und Hoffnung, Tod und Auferstehung, Leben und Vergänglichkeit aus jeder architektonischen Perspektive bewahren und interpretieren soll.
Nah bei den Verstorbenen
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Die ersten Kuben sind bereits mit Urnen belegt, 125 weitere schon zu Lebzeiten von Menschen aus der Gemeinde aber auch von außerhalb reserviert. Man orientiere sich streng an den üblichen Friedhofsgebühren, betont Frau von Plettenberg. Das heißt, eine Urnengrabstelle kostet 1600 Euro für 15 Jahre, eine Reservierung liegt bei knapp 107 pro Jahr. Neben der hauptamtlich angestellten Irmtrud von Plettenberg stehen noch 26 weitere Ehrenamtliche täglich von 10 bis 17 Uhr für Trauergespräche oder einfach auch nur zum Zuhören direkt vor Ort bereit.
Die gläserne Kathedralwand, die den Kolumbariumsteil vom der Gottesdienstraum abtrennt, weist in blauen, gelben, weißen und grünen Tönen die Blicke der Besucher hin zum Auferstehungskreuz über dem Altar. Rückwärtsgewand wiederum öffnen die kräftigen und zugleich lichten Farben ein trostvolles Sehen auf die Ruhestätten, zwischen denen immer auch einige Stühle und Bänke die unmittelbare Nähe zu den Verstorbenen anbieten.
Für Christen jeder Konfession
Die Kolumbariumskirche soll ganz bewusst als konfessionsübergreifender Urnenfriedhof begriffen und genutzt werden; „Ökumene ist hier im Siegerland ohnehin selbstverständlich“, weiß die Gemeindereferentin längst aus ihrer jahrelangen Tätigkeit. Und sie ergänzt: „Jeder, der mit einem christlichen Ritus beerdigt werden möchte, findet im Kolumbarium einen Platz.“
Info: Heilig-Kreuz-Kirche, Morgenstr. 2, 57076 Siegen-Weidenau. Geöffnet tägl. Von 10 bis 17 Uhr. www.kolumbariumskirche-siegen.de, Mail: trauerpastoral.kolumbarium@pr-si-fr.de
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