Berlin. Junge Beschäftigte meiden oft den öffentlichen Dienst. Will man engagierte Fachkräfte finden, muss man im digitalen Zeitalter ankommen.

Dass es im öffentlichen Dienst an vielen Stellen hakt, ist keine neue Erkenntnis. Aber die Pandemie hat die Probleme auf eine neue Ebene der Sichtbarkeit gehoben. Was in Schulen und Ämtern an technischer Ausrüstung fehlte und vielfach immer noch fehlt, ist der viertgrößten Volkswirtschaft der Erde schlichtweg unwürdig.

Das altbackene Auftreten färbt ab. Dem öffentlichen Dienst fällt es schwer, Nachwuchs zu finden – und das sogar in Krisenzeiten, in denen Jobsicherheit ein vermeintlich hohes Gut ist.

Öffentlicher Dienst: Geld alleine reicht nicht

Kommentator Tobias Kiesling sieht nicht nur niedrige Gehälter als Probleme im öffentlichen Dienst.
Kommentator Tobias Kiesling sieht nicht nur niedrige Gehälter als Probleme im öffentlichen Dienst. © FUNKE Foto Services | Reto Klar

Eine gute Bezahlung, wie sie in einigen, aber längst nicht in allen Bereichen des öffentlichen Dienstes geboten wird, ist ein Kriterium, um Nachwuchskräfte anzuwerben. Aber Geld ist nicht alles.

Wenn sich die Arbeit auf dem Amt wie ein Ausflug ins Museum anfühlt, man tonnenweise Papier in Aktenordnern schleppen muss und überdies mit der eigenen Arbeit nicht hinterherkommt, weil es an Personal mangelt, überlegt man sich zwei Mal, ob man nicht lieber sein Glück in der freien Wirtschaft suchen möchte.

Digitalere Ämter würden viel Geld einsparen

Die Sondierer der Ampel-Koalition werben allesamt damit, die Digitalisierung beschleunigen zu wollen. Sollten sie sich auf eine Koalition verständigen, müssen sie ihren Fokus auf den öffentlichen Dienst richten. Es geht nicht darum, dass es nervig ist, für jede Kleinigkeit persönlich aufs Amt zu müssen. Die deutsche Bürokratie kostet die Wirtschaft, aber auch die Verwaltung jedes Jahr Milliarden.

Das ist Geld, das der Wirtschaft für Investitionen fehlt – und den Bundesländern, um ihre Arbeitsbedingungen attraktiver zu gestalten. Die Ineffizienz, die an vielen Stellen zutage tritt, muss behoben werden. Von einem effizienten öffentlichen Dienst, der für junge, engagierte Beschäftigte attraktiv ist, profitieren am Ende sowohl die Wirtschaft als auch die Gesellschaft als Ganzes.