Berlin. Von Brandt bis Schmidt: Dreimal stellte die SPD als zweitstärkste Partei den Kanzler. Wie viele Chancen hat ein Zweitplatzierter?
Zweiter und doch Gewinner? Durchaus möglich. Denn es gibt keinen Automatismus, dass die stärkste Partei im Bundestag den Kanzler stellt. Es kann auch die zweitstärkste sein. Die Mehrheit im Bundestag ist entscheidend. In der deutschen Nachkriegsgeschichte kam es dreimal vor, dass der Regierungschef aus der zweitgrößten Partei kam.
Bei der Parlamentswahl 1969 lag die Union zwar mit 46,1 Prozent auf Rang eins. Doch ins Kanzleramt zog der Sozialdemokrat Willy Brandt, dessen Partei mit 42,7 Prozent auf Platz zwei landete. Noch in der Wahlnacht vereinbarten SPD-Chef Brandt und der FDP-Vorsitzende Walter Scheel Koalitionsverhandlungen. Sie mündeten nach 24 Tagen in das erste sozialliberale Bündnis auf nationaler Ebene.
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Bei der Bundestagswahl 1976 verloren die Sozialdemokraten ihre Spitzenposition und kamen mit 42,6 Prozent hinter der CDU/CSU auf Rang zwei. Die Union erzielte mit ihrem Kanzlerkandidaten Helmut Kohl 48,6 Prozent. Ein Top-Ergebnis – doch es nutzte ihr nichts.
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Die zweitplatzierte SPD konnte mit Kanzler Helmut Schmidt die Koalition mit der FDP fortführen. Gleiches Bild bei der Bundestagswahl 1980: Die SPD hatte sich mit 42,9 Prozent minimal verbessert, blieb aber hinter der Union. Die sozialliberale Koalition mit dem Tandem Helmut Schmidt/Hans-Dietrich Genscher konnte weitermachen.