Berlin. Welche Partei setzt sich am meisten für Gleichberechtigung ein? Das neue Online-Tool „Wahltraut“ liefert zur Bundestagswahl Antworten.

  • Kurz vor der Bundestagswahl gibt es diverse Entscheidungshilfen für Wählerlinnen und Wähler
  • Eine davon ist "Wahltraud" – sie funktioniert ähnlich wie der bekannte Wahl-O-Mat
  • Einen besonderen Fokus legt das Tool auf feministische und queere Themen sowie Inklusion und Gleichberechtigung

In vier Wochen wird in Deutschland ein neuer Bundestag gewählt. Das Ergebnis wird auch darüber bestimmen, wie die Gleichberechtigung von Frauen in Deutschland in den kommenden vier Jahren vorangetrieben wird. Doch welche Partei hat sich in diesem Bereich was genau vorgenommen?

Das Thema Gleichstellung und Feminismus steht in vielen Wahlprogrammen nicht gleich auf der ersten Seite. Das Online-Tool "Wahltraut" will den Finger in die Wunde legen. Mit dem Wahl-O-Mat-ähnlichen Test können sich Wähler und Wählerinnen im Vorfeld der Bundestagswahl informieren, welche Parteien sich besonders für Gleichberechtigung einsetzen.

"Wahltraut" ist der Wahl-O-Mat für Gleichberechtigungsthemen

"Wahltraut" enthält 32 Fragen aus 12 Themenbereichen, zu denen zum Beispiel die Lohnlücke zwischen Männern und Frauen, die Abschaffung der Abtreibungsparagraphen im Strafgesetzbuch, Außenpolitik, die Frauen berücksichtigt aber auch Fragen rundum Anti-Rassismus und Inklusion gehören. Nutzer und Nutzerinnen können – wie beim Wahl-O-Mat der Bundeszentrale für politische Bildung – jeweils ihre Positionen zu den einzelnen Thesen eingeben und vergleichen, inwieweit diese mit den Parteien übereinstimmen.

Parteien nahmen zu 60 Thesen Stellung

Die Antworten basieren auf den eigenen Aussagen der großen Parteien, die für den Bundestag kandidieren. Knapp 60 Thesen haben die Initiatorinnen insgesamt mit einem unabhängigen Gremium, zu dem die Organisationen UN Women Germany, Medica Mondiale und Doctors for Choice gehören, ausgearbeitet.

Diesen Aussagenkatalog hat das Team hinter "Wahltraut" dann an die Parteien gesandt. Diese meldeten daraufhin ihre Zustimmung, Ablehnung oder Neutralität zu den Thesen und mussten erklären, wie sie die genannten Forderungen erreichen wollen.

"Wahltraut"-Initiatorinnen Cordelia Röders-Arnold und Sally Lisa Starken. © Hella Wittenberg / Wahltraut | Hella Wittenberg / Wahltraut

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Gleichberechtigung beim normalen Wahl-O-Mat vernachlässigt?

Das Ergebnis ist mittlerweile im Netz verfügbar. Einige Fragen des Online-Tools klingen dabei fast lustig: "Wie schwul ist die CDU? Wie viel Schuld trägt die Linke? Bist Du der FDP 12 Euro wert? Will die SPD kein Kind von Dir?"

Das Anliegen dahinter ist aber ernst: "Der klassische Wahl-O-Mat schaut sich gleichstellungspolitische Fragen nur unzureichend an. Sich für feministische Wahlentscheidungen selbst durch die Wahlprogramme zu wühlen, bedeutet großen Aufwand." sagt Co-Initiatorin Sally Lisa Starken.

Starken hat gemeinsam mit Cordelia Röders-Arnold das "Wahltraut"-Projekt ins Leben gerufen. Es ist bereits die zweite große Initiative des Duos. Anlässlich des Muttertags im vergangenen Jahr hatten die beiden Frauen die Online-Kampagne "Gleichberechtigung #stattblumen" ins Leben gerufen, mit der sie auf die sich zuspitzende Ungerechtigkeit zwischen den Geschlechtern während der Corona-Pandemie aufmerksam machte.

(bml)