Der Sozialverband VdK fordert die Anerkennung von Long Covid als Berufskrankheit für viele Berufsgruppen. Richtig so!
Rosali Kurtzbach
Für viele Corona-Erkrankte ist es ein langer Weg zurück in den Alltag. Etwa zehn Prozent aller Corona-Genesenen leiden unter Spätfolgen, darunter viele jüngere Menschen. Das ist keine geringe Zahl. Geschichten über zuvor kerngesunde Sportler, leistungsfähige Familienväter oder im Beruf aufstrebende Kolleginnen, die sich nun mühsam zurückkämpfen, froh sind, wenn sie fünf Kilometer joggen, oder einfach mal wieder konzentriert ein Buch lesen möchten, sind längst keine Einzelfälle mehr.
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Von Letzteren spricht aber noch immer der Text der gesetzlichen Unfallversicherung, die bislang Long Covid nur als Berufskrankheit anerkennt, sofern die Betroffenen im Gesundheitsbereich arbeiten. Bei einer Pandemie reicht das aber nicht aus. Aufgefallen scheint das bislang niemanden in der Politik. Wieder einmal bedarf es einen starken Verband wie den VdK, der dafür kämpft, dass Long Covid in weiteren Berufsgruppen als mögliche Berufskrankheit anerkannt wird. Entscheidend muss sein, dass die Infektion im Zusammenhang mit der Berufsausübung steht. Dies kann im Verkauf genauso passiert sein, wie im Handwerk.
Und Long Covid ist lange nicht das einzige Thema, dass uns in der Folge von Corona begleiten wird. Ja, die Infektionszahlen lassen zurzeit ein wenig durchatmen. Die Zeit muss aber genutzt werden, die Defizite und Versäumnisse aufzuarbeiten, die Corona offenbart hat – auch in der sozialen Gesetzgebung. Der Sozialverband hat die Finger in viele Wunden gelegt und eine Reihe von Forderungen, die ernst zu nehmen sind. Die Politik sollte sie mehr berücksichtigen. 380.000 Mitglieder allein in NRW, Tendenz steigend: Der VdK ist immer mehr zum Sprachrohr und zur Anlaufstelle für Menschen im Kampf um soziale Gerechtigkeit geworden – und das schon lange nicht mehr nur für ältere und sozial schwache Menschen.