An Rhein und Ruhr. Immer mehr Menschen werden bei Unfällen mit E-Scootern verletzt. Häufig ist Alkohol im Spiel. Innenminister Reul mahnt zur Vorsicht.

Angesichts der steigenden Zahl von Unfällen mit sogenannten E-Scootern fordert der Landesverband der Gewerkschaft der Polizei (GdP) die Einführung einer Helmpflicht. Verkehrsexperten sind zudem zwei Jahre nach der Zulassung der Fahrzeuge für den Straßenverkehr nicht überzeugt, dass sie zu einer Mobilitätswende beitragen können.

Die E-Scooter seien „nicht zu einem alternativen Transportmittel“ geworden, sondern hätten sich in den Großstädten zu einem „Spaßfaktor“ entwickelt, so der GdP-Landesvorsitzende Michael Mertens. Da die Sturzgefahr „extrem groß“ sei und häufig bei Stürzen Kopfverletzungen aufträten, „haben wir die klare Forderung, dass eine Helmpflicht eingeführt wird“, sagte der Polizeigewerkschafter unserer Redaktion.

102 Unfälle mit Verletzten im ersten Quartal

Im ersten Quartal dieses Jahres ereigneten sich laut Landesinnenministerium in NRW 102 Verkehrsunfälle mit Verletzten unter der Beteiligung von E-Scootern – und damit 17 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Die Polizei in Köln zählte am vergangenen Wochenende bei Unfällen mit E-Scootern zehn Leichtverletzte und sechs Schwerverletzte, von denen zwei auf der Intensivstation landeten. Die meisten der Unfallfahrer hatten Alkohol getrunken.

Landesinnenminister Herbert Reul (CDU) warnt angesichts der steigenden Unfallzahlen eindringlich: „E-Scooter sind keine Spielzeuge.“ Man nehme mit ihnen am Straßenverkehr teil, und das „mitunter ziemlich flott – ohne auch nur einen Millimeter Knautschzone“. Wie die Beispiele in Köln zeigten, könnten Unfälle auch böse enden, so Reul gegenüber unserer Redaktion. „Deswegen appelliere ich an die Fahrerinnen und Fahrer: Fahren Sie mit Vernunft“, betont der Minister.

ADAC wirbt für nächtliche Abschaltung der E-Scooter

Der ADAC Nordrhein wirbt dafür, in den Innenstädten E-Scooter nötigenfalls ab 23 oder 24 Uhr abzuschalten, um „den enthemmten Party- und Freizeitverkehr mit Alkoholfahrten in den späten Abend- und Nachtstunden zu unterbinden“, wie ein Sprecher mitteilte.

Zugleich bezweifeln Verkehrsexperten wie Michael Schreckenberg von der Uni Duisburg-Essen, ob die E-Scooter wie eigentlich erhofft zur Mobilitätswende beitragen, also ob Menschen auf das Auto verzichten und umsteigen: „Ich sehe keine wirkliche Entlastung für den Verkehr“, so Schreckenberg.