Berlin. Am Montag stellen die Parteivorsitzenden von CSU und CDU das gemeinsame Wahlprogramm vor. Ganz ohne Stichelei ging es im Vorfeld nicht.

Eigentlich ist Markus Söder ein Mann der Berge. Aber für das lange erwartete Wahlprogramm der Union fand der bayerische Ministerpräsident und CSU-Chef ein maritimes Bild. Dieses sei ein „Flugzeugträger“, sagte Söder und schob hinterher, dass die CSU daneben noch ein „Schnellboot“ mit „Mobilisierungsideen“ zu Wasser lassen wolle.

An diesem Montag gegen 13 Uhr werden Markus Söder und CDU-Chef Armin Laschet in Berlin gemeinsam vor die Presse treten und vorstellen, worauf sich CDU und CSU beim Wahlprogramm geeinigt haben. Hintergrund: Alle Infos zur Bundestagswahl 2021

Bereits am Sonntagabend trafen sich die Präsidien beider Parteien auf dem sogenannten Euref-Campus im Berliner Stadtteil Schöneberg, TV-Zuschauern mit seinem stillgelegten Gasometer aus dem früheren Polit-Talk mit Günther Jauch bekannt. „Das war ein intensiver Weg der Vorbereitung“, sagte Laschet bei einem Pressestatement zum Auftakt der Veranstaltung und bedankte sich ausdrücklich bei Söder „für die wirkliche Gemeinsamkeit“. Dieser betonte, zwischen dem CDU-Vorsitzenden und ihm „sei die Welt heil“ und dass das Programm „die Handschrift der Union gemeinsam“ trage.

Bereits vor Beginn der gemeinsamen Sitzung in Berlin nannten Söder und Laschet einige Kernpunkte: ein Nein zu Steuererhöhungen, den Erhalt des Industriestandorts Deutschland bei gleichzeitiger Stärkung des Klimaschutzes und die Ausarbeitung eines Konzepts zur Sicherung der Rente über das Jahr 2030 hinaus.

Söder und Laschet: Hinter den Kulissen brodelt es weiter

In einer Präsidiumssitzung der CSU soll Söder Teilnehmern zufolge kürzlich betont haben, er trage keinerlei Verantwortung für das Ergebnis der Bundestagswahl. Die meisten in der CSU halten Laschet immer noch für den falschen Kandidaten.

Gleichzeitig wissen sie, dass ein schlechtes Abschneiden der Union im September sich auch auf die eigenen Bundestagsmandate auswirken könnte. An diesem Montag wird Söder deshalb bemüht sein, Einigkeit mit Laschet auszustrahlen.

Eigene Akzente will man bei der Aufstellung der Liste für den Bundestag setzen, die am kommenden Sonnabend im Max-Morlock-Stadion in Söders Heimatstadt Nürnberg stattfindet. Dort soll der Vorsitzende der CSU-Landesgruppe im Bundestag, Alexander Dobrindt, zum Spitzenkandidaten gekürt werden.

Armin Laschet und Markus Söder bei ihrem letzten Auftritt.
Armin Laschet und Markus Söder bei ihrem letzten Auftritt. © Getty Images | Pool

Noch in der kommenden Woche wird außerdem mit der Vorstellung des „Schnellboots“ gerechnet, also eines eigenen „Bayernplans“. Darin werden sich nicht nur regionale Reizthemen wiederfinden wie der Ausbau der Windkraft, sondern auch das ein oder andere Thema, das die Christsozialen im gemeinsamen Programm nicht durchsetzen konnten.

Wahlprogramm der Union: Mütterrente soll im Koalitionsvertrag stehen

Am Sonntagabend hatten die Präsidien der beiden Schwesterparteien unter anderem noch um eine Erhöhung der Mütterrente und eine dauerhafte Senkung der Mehrwertsteuer für die Gastronomie, beides Herzensthemen der CSU, gerungen. Er sei sich „sehr sicher, dass die Mütterrente am Ende in einem Koalitionsvertrag stehen wird“, sagte Söder in einem Interview mit der „Bild am Sonntag“ selbstbewusst.

Auch eine persönliche Spitze gegen den CDU-Chef konnte er sich nicht verkneifen. Auf die Frage, ob dieser angesichts steigender Umfragewerte alles richtig gemacht habe, antwortete Söder ausweichend: „Die Union ist mit Armin Laschet auf dem richtigen Weg, wir profitieren aber auch von den Fehlern der anderen.“

Im aktuellen Sonntagstrend, den das Meinungsforschungsinstitut Insa für die „Bild am Sonntag“ erstellt, liegt die Union bei 28 Prozent (plus 1), die Grünen wie in der Vorwoche bei 20.