Berlin. Im Gazastreifen verstecken militante Palästinenser bis zu 15.000 Geschosse. Woher die Waffen stammen und was der Iran damit zu tun hat.

Seit Anfang der Woche haben militante Palästinenserorganisationen mehr als 1600 Raketen aus dem Gazastreifen auf Israel abgeschossen, mindestens sieben Menschen kamen in Israel ums Leben. Die Massivität der Angriffe hat auch die israelische Armee überrascht. Wie stark sind die palästinensischen Kämpfer ausgerüstet – und woher haben sie die Waffen?

In Gaza-Stadt feuern Kämpfer der palästinensischen Hamas eine Rakete in Richtung Israel ab.
In Gaza-Stadt feuern Kämpfer der palästinensischen Hamas eine Rakete in Richtung Israel ab. © AFP | MOHAMMED ABED

Der israelische Geheimdienst und Experten der Armee gehen laut mehreren Quellen davon aus, dass im Gazastreifen rund 13.000 bis 15.000 Raketen in Arsenalen versteckt sind, gestützt auch auf Waffenhilfe vor allem des Iran und Syriens. Über 6000 Raketen unterschiedlicher Reichweite dürften demnach der Hamas gehören, die seit Jahren enge Kontakte nach Teheran hat.

Bis zu 8000 Raketen – fast durchweg Kurzstreckenraketen – werden bei der Gruppe Palästinensischer Islamischer Dschihad (PIJ) vermutet, deren Beziehungen zum Iran noch besser sind als die der Hamas. Beide Organisationen werden von der EU als Terrororganisation eingestuft.

An die Waffen kommen die Gruppen auf zwei Wegen: Schmuggel und Eigenfabrikation. Trotz der Blockade durch Israel und aller Versuche auch Ägyptens, das heimliche Tunnelsystem der Palästinenser zu versperren, existieren immer noch unterirdische Grenzpassagen für den Schmuggel.

Eine bedeutende Rolle spielt auch der Seeweg: Die israelische Armee berichtete kürzlich über Waffenlieferungen mit Schnellbooten und über iranische Frachtschiffe, von denen vor der Küste Fässer mit Raketenteilen ins Meer geworfen werden, die dann an Land gespült werden.

Das Knowhow zu Raketen soll von iranischen Ingenieuren stammen

Stark zugenommen hat zugleich die Eigenfabrikation in Waffenschmieden im Untergrund, wobei das Knowhow von iranischen Ingenieuren stammen soll. Getarnt in Wohnhäusern oder Bunkern werden Raketen als lokale Versionen von Geschossen aus Iran oder Syrien hergestellt und weiter entwickelt; mitunter werden die Waffen auch aus angelieferten Bauteilen zusammengesetzt.

Vor allem die Hamas verfügt längst auch über Raketen mit größerer Reichweite, die eine viel stärkere Bedrohung für Israel darstellen: Der israelische Geheimdienst schätzt , dass die Hamas einige Dutzend Raketen besitzt, die bis zu 160 Kilometer weit fliegen und praktisch Ziele in ganz Israel treffen können.

Dazu kämen mehrere hundert Raketen mit einer Reichweite bis zu 80 Kilometern, die immer noch kritische Ziele wie Tel Aviv, den Flughafen Ben-Gurion und Jerusalem bedrohen.