Berlin. Die Ergebnisse der Landtagswahlen sind bitter für die CDU. Armin Laschet muss Führungsstärke beweisen, meint Kommentator Jörg Quoos.

Es kam, wie es kommen musste. Die Landtagswahlen von Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz sind für die CDU zu einem Fiasko geraten. In beiden Ländern, die einst als schwarze Hochburgen galten, haben die Christdemokraten nicht über die Regierungsbildung zu entscheiden, sondern historische Tiefststände zu verdauen.

In der Herzkammer der deutschen Automobilindustrie kann ein grüner Regierungschef tiefenentspannt in die dritte Amtszeit gehen, und Rheinland-Pfalz bleibt rot. Die Christdemokraten im Süden der Republik werden lange brauchen, um sich von dieser bitteren Schlappe zu erholen.
Die Niederlagen von Stuttgart und Mainz sind für den CDU-Vorsitzenden Armin Laschet ein echtes Handicap auf seinem geplanten Weg ins Kanzleramt, und es wird ihn viel Kraft kosten, wenn er den gegenwärtigen Trend gegen die CDU drehen will.

Landtagswahlen: Das Desaster für die Union hat seine Gründe

Jörg Quoos, Chef der Zentralredaktion
Jörg Quoos, Chef der Zentralredaktion © Dirk Bruniecki

Aber der Versuch, ihn ganz persönlich für die schlechten Wahlergebnisse verantwortlich zu machen, ist durchsichtig. Er kommt aus Kreisen der CDU – aber auch von außerhalb – von Leuten, die immer noch nicht verwunden haben, dass der nordrhein-westfälische Ministerpräsident und nicht Friedrich Merz beim Kampf um den CDU-Vorsitz gesiegt hat.

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Das Desaster vom heutigen Wahlsonntag hat ganz eigene Gründe: In Baden-Württemberg hat die Partei es wieder nicht geschafft, eine überzeugende Alternative zum beliebten grünen Landesvater Winfried Kretschmann aufzubauen, und damit auch die sogenannte Alternative für Deutschland wieder erschreckend stark werden lassen.

Der Partei ist es sogar gelungen, die schlechte Kandidatur von Guido Wolf im Jahr 2016 mit Kretschmanns Kultusministerin Susanne Eisenmann noch einmal zu unterbieten. Leichter hätte man es dem Landesvater in seinem dritten Wahlkampf nicht machen können. In Rheinland-Pfalz hat man gegen die beliebte Malu Dreyer einfach kein Rezept gefunden.

Wähler machen Spahn und Merkel für ihren Frust verantwortlich

Für die Christdemokraten kam erschwerend die zunehmende Lockdown-Müdigkeit der Wählerinnen und Wähler hinzu, die natürlich zuerst die Regierungspartei für ihren ganzen Corona-Frust verantwortlich machen. Es sind mit Jens Spahn und Angela Merkel Gesichter der CDU, die seit mehreren Monaten immer neue Zumutungen verkünden und deren Pandemie-Politik enorm an Zustimmung verliert. Die charakterlosen Raffke-Abgeordneten und seltsamen Aserbaidschan-Freunde aus dem Bundestag machten die Liste der schlechten Negativ-Faktoren für die Landtagswahlen dann komplett.

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Armin Laschet wird all das zu seiner Ehrenrettung beim Scherbengericht im Parteipräsidium anführen. Aber er weiß auch: Die Erklärungen sind am Ende müßig, denn der Vorsitzende muss immer auch persönlich für Niederlagen einstehen. Egal wer sie ihm eingebrockt hat. Jetzt kommt es entscheidend darauf an, welche Konsequenzen Armin Laschet aus dem Debakel zieht. Und wie entschlossen er die hässliche Masken-Affäre beendet, damit sie nicht auch noch die Bundestagswahl für die Union versaut.

Union: Wer strebt die Kanzlerkandidatur an?

Die kommenden Wochen werden dafür entscheidend sein und zeigen, aus welchem Holz der neue CDU-Vorsitzende geschnitzt ist. Ob Laschet die Kanzlerkandidatur zu Recht anstrebt – oder ob er besser Markus Söder das Feld überlässt.

Eine Kandidatur des Bayern wäre allerdings auch kein Selbstläufer. Söder weiß genau, wie viel er bei einem Scheitern zu verlieren hat, und der gefährliche Negativtrend der Union wird auch ihn beeindrucken. Markus Söder würde erst springen, wenn der Sieg greifbar ist.
Davon kann nach diesem Wahlabend für die Union keine Rede sein.