An Rhein und Ruhr. Versicherte sind laut Krankenkasse KKH deutlich länger wegen psychischer Probleme krank. Der DGB führt das auf das Arbeiten im Homeoffice zurück.

Im Corona-Pandemie-Jahr 2020 waren Arbeitnehmer deutlich länger wegen psychischer Probleme krankgeschrieben als im Jahr zuvor. Bundesweiter Spitzenreiter mit durchschnittlich 53 Krankheitstagen war dabei NRW. Anja Weber, die Landesvorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB), führt das auch auf die zunehmende Belastung durch das Arbeiten im Homeoffice zurück und fordert Gegenmaßnahmen.

Bundesweit waren nach einer Erhebung der Kaufmännischen Krankenkasse KKH im vergangenen Jahr Arbeitnehmer im Schnitt 43,7 Tage wegen Depressionen, chronischer Erschöpfung, Angst- und Anpassungsstörungen krankgeschrieben. Das waren 4,2 Tage mehr als im Jahr zuvor.

Pandemie hat Belastung für Arbeitnehmer verschärft

Ob dies unmittelbar mit der Corona-Krise zusammenhänge könne man angesichts der Zahlen nicht erkennen, so die KKH-Wirtschaftspsychologin Antje Judick. Isolations- und Quarantänemaßnahmen sowie damit einhergehende Veränderungen im beruflichen oder privaten Alltag hinterließen aber in jedem Fall ihre Spuren, heißt es in einer Mitteilung der Krankenkasse. Viele Berufstätige stünden nach wie vor wegen fehlender Kinderbetreuung, der Versorgung hilfebedürftiger Angehöriger, zunehmender Vereinsamung oder Existenzängsten unter Dauerstress.

„Die Pandemie hat die Belastung für Arbeitnehmer verschärft“, betont auch die DGB-Landesvorsitzende Anja Weber im Gespräch mit der NRZ. Das gelte insbesondere für das Arbeiten im Homeoffice. „Schon vor der Krise haben wir darauf hingewiesen, dass mobiles Arbeiten oft deutlich belastender ist als die Arbeit im Büro, weil vieles nicht geklärt ist – etwa die Frage der Nicht-Erreichbarkeit“, so Weber. In der Pandemie komme die Kinderbetreuung zu Hause hinzu.

DGB fordert Anti-Stress-Verordnung

Die Gewerkschafterin kritisiert, dass psychischen Problemen von Arbeitnehmern vor der Krise zu wenig Beachtung geschenkt wurde. Diese hätten schon vor Corona massiv zugenommen. „Jetzt holen uns die Fehler der Vergangenheit brutal ein.“ Es brauche deswegen eine Anti-Stress-Verordnung und einen Ordnungsrahmen für mobiles Arbeiten, fordert die DGB-Landesvorsitzende. Und: „In der Krise müssen sich Arbeitgeber um eine angemessene Arbeitsorganisation und gute Kommunikation kümmern.“ Wichtig sei auch Mitbestimmung durch Betriebsräte: Sie sei ein Faktor gegen psychische Belastung, so Weber.