An Rhein und Ruhr. Arme Stadtviertel werden seit Jahren ärmer. Corona wird diesen Trend verschärfen, warnt die Wohlfahrtspflege - und fordert Gegenmaßnahmen.
Die Corona-Krise wird die soziale Spaltung in den Städten verschärfen. Davor warnt Frank Hensel, der Vorsitzende der Landesarbeitsgemeinschaft (LAG) Wohlfahrtspflege. Hensel fordert deswegen die Politik auf, der Entwicklung bereits jetzt energisch entgegenzuwirken.
„Wir brauchen eigentlich sozial gut durchmischte Wohnviertel, um eine Ghettobildung zu verhindern. Tatsächlich erleben wir das Gegenteil: Die Entmischung der Viertel ist eine immer offenere Wunde“, sagte der LAG-Vorsitzende der NRZ.
Schon vor der Krise nahm die Spaltung zu
Bereits vor der Corona-Krise hat die sogenannte soziale Segregation (also Trennung, Aufspaltung) in den NRW-Städten zugenommen, zeigt der aktuelle Sozialbericht der Landesregierung. Er wird demnächst im Landtag behandelt. Während in manchen Stadtvierteln kaum Kinder und Jugendliche von staatlichen Leistungen abhängig seien, gebe es andere, in denen das überwiegend der Fall sei.
Dies könne dazu führen, dass „die betroffene Wohnbevölkerung von der allgemeinen gesellschaftlichen Entwicklung abgekoppelt wird“, steht im Bericht. Hensel konkretisiert das: Die Wohnadresse habe Einfluss auf die Schufa-Auskunft oder die Chancen einer Bewerbung, Schulen in ärmeren Stadtvierteln seien häufig schlechter ausgestattet.
Corona-Krise als ein Armuts-Katalysator
Die Corona-Krise könnte die Abwärtsspirale in manchen Stadtvierteln beschleunigen, so der LAG-Vorsitzende: „Corona ist ein Armuts-Katalysator und ein Katalysator der Segregation. Daher wird Corona die Entmischungstendenzen verschärfen, bestimmte Quartiere werden noch weiter abgehängt. Das ist ein dickes Problem.“ Nicht nur, weil es dort schlechtere Bildungs- oder Anstellungschancen gebe. In diesen Vierteln wüchsen Frustration, Aggression und Demokratieferne.
Deswegen, so Hensel, brauche es jetzt runde Tische in den Kommunen, wo Akteure wie kommunale Vertreter, Immobilienfirmen, Mietervereine, Vermieter und Wohlfahrtsverbände zusammenkommen. „Dringend nötig sind auch die Installation von Wohnungsnotfallstellen, an die sich etwa Menschen mit Mietrückständen wenden können. Das Wohngeld muss mindestens einmal im Jahr und nicht mehr nur alle zwei Jahre angepasst werden“, fordert der LAG-Vorsitzende.