Berlin. Die Kritikerfront in der Union bröckelt: Auch die CDU-Chefin unterstützt die Söder-Forderung nach einer Frauenquote für Dax-Vorstände.
Im Streit über eine gesetzliche Frauenquote für Dax-Vorstände bekommt CSU-Chef Markus Söder , der diese befürwortet, jetzt prominente Unterstützung aus der CDU. „In deutschen Unternehmensvorständen sind gerade mal zehn Prozent Frauen“, sagte CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer unserer Redaktion.
Im EU-Vergleich liege Deutschland beim Anteil weiblicher Vorstände nur auf Platz 24: „Dort sollten wir nicht stehen bleiben.“ Es sei gut, dass sich diese Haltung in den Unionsparteien nun durchsetze.
Kramp-Karrenbauer verwies darauf, dass die freiwilligen Initiativen der Wirtschaft für einen höheren Frauenanteil nicht das gewünschte Ergebnis erzielt hätten: „Nun müssen die Unternehmen beim Thema Frauenförderung endlich liefern.“ Mehr zum Thema: Die Frauenquote wirkt nach drei Jahren - aber nur langsam
Die CDU-Chefin rechnet mit einer baldigen Einigung bei der Quote für Dax-Vorstände: „Augenscheinlich sind sich die Parteispitzen darüber schon einig. Jetzt muss sich nur noch die große Koalition auf eine Vereinbarung zur Frauenquote verständigen.“
AKK ist seit Langem für eine Frauenquote
Kramp-Karrenbauer setzt sich schon seit Längerem für eine Frauenquote ein, auch für die eigene Partei. Dort soll die Quote für Vorstände ab der Kreisebene schrittweise angehoben werden und ab 2025 bei 50 Prozent liegen. Allerdings muss der Parteitag dieser Reform im Januar noch zustimmen. Friedrich Merz , Kandidat für den CDU-Parteivorsitz, lehnt eine Quote ab. Lesen Sie hier: Parteienrechtler: Frauen in Parlamenten „überrepräsentiert“
Söder hatte sich am Dienstagabend bei einer Digitalveranstaltung der Wochenzeitung „Zeit“ dafür ausgesprochen, auch bei den Vorständen von Dax-Unternehmen eine Frauenquote einzuführen. Die Kritik , man könne „nicht vorschreiben, ob in einem Dax-Vorstand eine Frau ist“, überzeuge ihn nicht, so Söder weiter.
„Es gibt hoch qualifizierte Männer und Frauen in unserem Land und genauso viele Frauen wie Männer, die diese Jobs locker machen können.“ In der CSU stößt Söder mit dieser Position nicht auf ungeteilte Zustimmung.
Union lehnt SPD-Vorschlag ab
Vor AKK hatte die Chefin der einflussreichen Frauen-Union, Annette Widmann-Mauz , ebenfalls eine langjährige Quoten-Befürworterin, den Vorstoß aus Bayern begrüßt. „Die Vorschläge der CSU sorgen für Dynamik“, sagte sie dem „Handelsblatt“. „Ich freue mich, dass es Bewegung gibt, Quoten für mehr Frauen auch in Vorständen der Wirtschaft zu etablieren.“
Bislang hatte die Union den Vorschlag von Familienministerin Franziska Giffey (SPD) und Justizministerin Christine Lambrecht (SPD) abgelehnt, die Vorstände börsennotierter Unternehmen mit mindestens einer Frau zu besetzen, wenn diese mehr als drei Mitglieder haben und ein Platz frei wird. Seitdem sich Söder überraschend an die Spitze der Befürworter gesetzt hat, bröckelt die Front.