Washington. Donald Trump und viele republikanische Ja-Sager tun weiterhin so, als könnten sie noch gewinnen. Sie schaden den USA damit nachhaltig.
Joe Biden hat noch gar nicht mit dem Regieren angefangen. Trotzdem steigt stündlich die Wertschätzung für den Mann, der den größten Wahlsieg in der US-Geschichte davongetragen hat. Der Demokrat versagt sich Schadenfreude und Imponiergehabe.
Er ignoriert die kleinen und großen Sabotageversuche des Noch-Amtsinhabers wie genervte Eltern das Plärren eines Fünfjährigen, dem die Spielekonsole weggenommen wurde. Joe Biden zieht unter hochgradig erschwerten Bedingungen staatsmännisch, diszipliniert und ruhig seine Bahnen, um am 20. Januar zur Mittagszeit in Washington die Regierungsgeschäfte zu übernehmen.
Dass es so kommt, weiß niemand besser als Donald Trump . Der unter seiner Mad-Max-Schale zutiefst unsichere und in puncto Verlierenkönnen vom eigenen Vater hoffnungslos deformierte Populist hat begriffen, dass das Spiel aus ist. Trotz 71 Millionen Wählerstimmen.
Die Tatsachen: Die Klagen gegen die Auszählung in einigen Bundesstaaten sind bisher an Lächerlichkeit kaum zu überbieten. Trumps Heimatschutzministerium hat beurkundet, dass die Wahl am 3. November so sicher und betrugsfrei über die Bühne gegangen ist wie keine zuvor.
Trump reitet Amerikas Demokratie in den Morast
Im konservativen Lager wächst das Unbehagen darüber, dass es (exklusive Putin) mittlerweile mehr ausländische Staatenlenker denn republikanische Kongressabgeordnete gibt, die Joe Biden angemessen gratuliert haben.
All das bewegt Trump aber nicht zur Rückkehr zu staatspolitischer Verantwortung. Unfähig, eine Niederlage einzugestehen, inszeniert er die Hängepartie als lausiges Polit-Entertainment. Er spannt das Land auf die Folter, markiert vor seinen Anhängern mit Durchhalteparolen auf Twitter den Wahlsieger und luchst ihnen sogar noch Hunderttausende Dollar an Spenden aus der Tasche.
Warum dieses Spiel auf Zeit? Trump hat noch keine Exit-Strategie gefunden, die ihn vor dem Zugriff der Justiz nach dem Wegfall der strafrechtlichen Immunität schützt. Und die in einen ideellen Kapitalstock einzahlt, mit dem sich Trump politisch, medial und vor allem ökonomisch einträglich als Märtyrer inszenieren kann. Das alles könnte man als absurdes Trash-TV abtun. Wenn es nicht so toxisch wäre.
Trump reitet Amerikas ohnehin angegriffene Demokratie mit jedem Tag des Hinhaltens weiter in den Morast. Statt „America First“ ist „Donald First“ das Maß, dem alles untergeordnet wird.
Verlogene Loyalität der Republikaner
Schon heute hat die Gehirnwäsche , die der Präsident seit Monaten mit seinem Geraune vom flächendeckenden Wahlbetrug betrieben hat, beängstigende Konsequenzen. 75 Prozent der republikanischen Wähler, die sich von Fox News & Co. die Welt zurechtbiegen lassen, glauben, ihrem Helden sei der Sieg gestohlen worden.
Die mutwillig herbeigeführte Erosion des Vertrauens in die Grundfesten der Demokratie – die Integrität von Wahlen – wird auf lange Sicht das böseste Vermächtnis des 45. Präsidenten sein. Dass die Republikanische Partei sich dabei wie ein nachsichtiges Verhandlungsteam gebärdet, das einem instabilen Geiselnehmer fast jeden Wunsch erfüllt, gehört zu den traurigsten Kapiteln der vergangenen Tage.
Während der Watergate-Krise suchten Schwergewichte wie Barry Goldwater im August 1974 Richard Nixon im Oval Office auf und bedeuteten dem Präsidenten: „Game over.“ Heute tummeln sich um die graue Eminenz Mitch McConnell Ja-Sager, die Trumps Legenden vom geraubten Wahlsieg wider besseres Wissen beglaubigen.
Aus Furcht vor dessen Zorn, der die Republikaner im Januar die Mehrheit im Senat kosten könnte. Nie war Loyalität deplatzierter und verlogener.
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