Washington. Es war eine beispiellose Aufholjagd. Jetzt steht fest: Joe Biden wird 46. US-Präsident. Nur Donald Trump sieht sich selbst als Sieger.
Donald Trump war auf seinem Golfplatz in Virginia, als die großen US-Fernsehsender am Samstag um 11.26 Uhr Ortszeit die Nachricht des Tages verkündeten: Vier Tage nach der Wahl steht sein demokratischer Herausforderer Joe Biden als 46. Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika fest.
Durch einen nicht mehr einzuholenden Vorsprung im Schlüsselstaat Pennsylvania bekam Biden die dort zu vergebenden 20 Stimmen im Wahlleute-Gremium und schob sich damit über den nötigen Schwellenwert von 270. Biden hatte am Samstagmorgen bereits 253 „electoral college votes” sicher. Nach Pennsylvania meldete auch Nevada einen Biden-Sieg: weitere sechs Stimmen. Macht 279.
Der von Millionen Amerikanern herbeigesehnten bzw. befürchteten Entscheidung ging eine beispiellose Aufholjagd Bidens in Pennsylvania voraus. Am Morgen nach der Wahl, 4. November, hatte der 77-Jährige dort noch einen Rückstand von über 650.000 Stimmen auf Trump. Erklärbar dadurch, dass vor allem republikanische Wähler am 3. November in die Wahllokale geströmt waren.
US-Wahl: Von Stunde zu Stunde schob sich Biden näher an Trump heran
Wähler, die im Vorfeld aus Angst vor einer Corona-Ansteckung per Brief abgestimmt hatten, wurden erst in den Tagen danach ausgezählt. Von Stunde zu Stunde schob sich Biden näher an Trump heran. Am späten Samstagvormittag ließ er er den Amtsinhaber endgültig hinter sich.
Auszählungsverfahren in Bundesstaaten wie North Carolina, Nevada, Arion, Alaska gehen weiter weiter, sind aber für das Kern-Ergebnis irrelevant.
Biden zeigt sich in einer ersten Stellungnahme „geehrt und demütig”. Am Ende des Wahlkampfes sei es an der Zeit, „die Wut und die harte Rhetorik hinter uns zu lassen und als Nation zusammenzukommen”, sagte Biden. In mehreren Städten wie Washington, New York, Chicago, Los Angeles und Seattle kam es zu spontanen Jubel-Bekundungen und Hupkonzerten auf der Straße.
Donald Trump: „Ich habe diese Wahl gewonnen“
Donald Trump hatte noch kurz vor Bekanntgabe der Entscheidung pro Biden via Twitter verkündet: „Ich habe diese Wahl gewonnen, und zwar mit großem Vorsprung.” Im Laufe des Tages wollte seinen Anwälte in Philadelphia Betrugsvorwürfe untermauern, die Trump bereits vor der Wahl erhoben hatte. Rechtsprofessoren hatten die Aussichten auf eine Anfechtung des Wahlergebnisses in den vergangenen Tagen als gering bezeichnet. Gleichwohl will Trump seinen Fall bis zum Obersten Gerichtshof tragen. Lesen Sie hier: Warum die Gerichte Trump wohl nicht helfen werden
Der 74-Jährige hatte sich bereits am Mittwoch zum Sieger ausgerufen. Die übliche Rede, in der US-Präsidenten ihre Niederlage eingestehen („concession speech”), will Trump nicht geben. Er erkennt seine Niederlage nicht an. „Fakt ist: Die Wahl ist noch lange nicht vorbei”, sagte er am Samstagmittag. Joe Biden stelle sich „fälschlicherweise“ als Sieger dar und werde von seinen „Medien-Verbündeten” dabei unterstützt.
Mit Joe Biden, der 1972 zum ersten Mal in den Senat gewählt worden war und von 2008 bis 2016 Vizepräsident in der Regierung von Barack Obama war, ist mit 77 Jahren der älteste Präsident in der US-Geschichte. Seine Vizepräsidentin Kamala Harris wird die erste Frau im Amt sein.
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