Berlin. Donald Trump ist ein schlechter Wahlverlierer. Irritierend: Von der Spitze der EU und Angela Merkel kommt nur dröhnendes Schweigen.

Der Streit um die US-Wahlen wird immer absurder. Donald Trump, immerhin noch gewählter 45. Präsident der Vereinigten Staaten lügt so dreist, dass sich TV-Sender mittlerweile aus seinem Statements ausblenden und ihn korrigieren. Seine wütenden Tweets werden nur noch mit Warnhinweisen von Twitter ausgespielt.

Der Präsident nennt früh ausgezählte Stimmen „legal“ und spät ausgezählte Stimmen „illegal“. Er spricht erneut ohne den Hauch eines Beweises von „Wahlbetrug“. In den USA ist die Empörung zu Recht groß. Aber warum ist schweigt Europa so dröhnend?

Bekenntnis zu demokratischen Werten ist keine unlautere Einmischung

Jörg Quoos, Chefredakteur unserer Zentralredaktion in Berlin, kommentiert die deutschen Reaktionen auf die US-Wahlen. 
Jörg Quoos, Chefredakteur unserer Zentralredaktion in Berlin, kommentiert die deutschen Reaktionen auf die US-Wahlen.  © Dirk Bruniecki

Selbstverständlich darf sich niemand in die US-Wahlen einmischen. Auch die Kanzlerin ist gut beraten, sich in dieser Phase nicht öffentlich auf eine Seite zu schlagen. Aber eines vermisst man doch schmerzlich: Ein klares Statement, dass bei dieser Wahl in den USA jede Stimme zählen muss und auch Bürger, die aus Sorge vor Corona-Ansteckung per Brief gewählt haben, ein Recht darauf haben, berücksichtigt werden.

Eine solche Aussage aus dem Mund der Kanzlerin oder der deutschen Kommissionspräsidentin wäre keine Einmischung in innere Angelegenheiten der USA. Es wäre ein starkes Bekenntnis zu den amerikanischen Werten und eine Unterstützung für alle aufrechten Demokraten, egal für wen sie gestimmt haben.

Es ist einfach nicht glaubwürdig, wenn man immer nur bei vermeintlich schwachen Staaten geordnete Wahlen und Fairness anmahnt – und bei der Weltmacht USA sich vornehm in Schweigen hüllt.