Berlin. Die Pandemie breitet sich weltweit mit Rekordgeschwindigkeit aus. In Europa – auch in Deutschland – sind immer mehr Großstädte betroffen.

  • Mit sinkenden Temperaturen steigen auch wieder die Corona-Infektionszahlen in Europa
  • Besonders betroffen sind Länder wie Spanien und Großbritannien
  • Aber auch in anderen Regionen wie etwa München und Berlin steigen die Zahlen deutlich an
  • Das zeigt: Besonders die Metropolen sind betroffen. Wie etwa Madrid. Die spanische Metropole steuert erneut auf einen Corona-Albtraum zu

Das Coronavirus Sars-CoV-2 breitet sich weltweit immer schneller aus. In der vergangenen Woche wurden fast zwei Millionen neue Infektionen verzeichnet. Dies sei ein Anstieg von sechs Prozent gegenüber der Vorwoche – „und die höchste Zahl an registrierten Fällen innerhalb einer Woche seit Beginn der Pandemie“, warnt die Weltgesundheitsorganisation (WHO).

Vor allem in Europa schnellten die Ansteckungs- und Todeszahlen nach oben. Besonders die Metropolen sind betroffen. Auch in Deutschland werden kritische Werte überschritten. Ein Überblick:

1. Corona-Hotspot München

In der bayerischen Landeshauptstadt sind die Corona-Zahlen drastisch angestiegen. In den vergangenen sieben Tagen wurden 49,3 Neuansteckungen pro 100.000 Einwohner gemeldet. Nach einer Vereinbarung zwischen Bund und Ländern gilt ein Wert von über 35 als kritisch. Liegt die Zahl höher als 50, sollte ein regionaler Lockdown in Betracht gezogen werden. In München wurde zwar das Oktoberfest auf der Theresienwiese abgesagt, aber rund 50 Gaststätten laden bis zum 4. Oktober zur „Wirtshauswiesn“.

Das bayerische Kabinett verschärfte am Dienstag die Corona-Maßnahmen.

  • In besonders von der Pandemie betroffenen Kommunen wie München gilt künftig nicht nur eine Maskenpflicht auf stark besuchten öffentlichen Plätzen, sondern auch ein Alkoholverbot.
  • Bei einer Überschreitung von 50 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner in einer Region soll ein Maßnahmenpaket greifen, welches auch eine Sperrstunde zwischen 23.00 und 6.00 Uhr vorsehen kann.

Prinzipiell war dies bisher auch möglich. Doch die Kommunen sind nun angehalten, die Regeln auch umzusetzen.

„Hoch die Tassen!“: Im Hofbräuhaus in München wird gefeiert – trotz Corona. Das Oktoberfest wurde abgesagt, dafür gibt es die „Wirtshauswiesn“.
„Hoch die Tassen!“: Im Hofbräuhaus in München wird gefeiert – trotz Corona. Das Oktoberfest wurde abgesagt, dafür gibt es die „Wirtshauswiesn“. © imago images/STL | STL via www.imago-images.de

2. Corona-Zahlen in Berlin steigen

Die Bundeshauptstadt verzeichnete zwar im Durchschnitt niedrigere Werte als München. So wurden in den vergangenen sieben Tagen 21,9 Neuansteckungen pro 100.000 Einwohner berichtet. Aber in zwei Bezirken schnellten die Zahlen nach oben: In Friedrichshain-Kreuzberg wurden in den vergangenen sieben Tagen 48,6 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner berichtet, in Mitte 34,7.

Trotz steigender Infektionszahlen gibt es in Berlin zunächst keine weiteren Einschränkungen. Der Senat beriet zwar am Dienstag darüber, fällte aber noch keine Beschlüsse dazu.

3. Madrid

Die spanische Hauptstadt ist Europas Corona-Hotspot. Die Metropole steuert erneut auf einen Corona-Albtraum zu: mit überfüllten Krankenhäusern und provisorischen Notlazaretten, die wieder aufgebaut werden sollen. „Die Lage ist besorgniserregend“, sagte Spaniens Gesundheitsminister Salvador Illa. Angesichts der höchsten Infektionsrate Europas forderte er die Bewohner Madrids auf, möglichst zu Hause zu bleiben. Regierungschef Pedro Sánchez räumte ein: „Die zweite Welle ist da.“ Lesen Sie dazu: „Viren-Bombe“ Madrid: Lockdown in mehreren Armenvierteln

  • Im Großraum Madrid gab es innerhalb von sieben Tagen 354 neue Infektionsfälle pro 100.000 Einwohner.
  • In südlichen Stadtteilen, wo viele Geringverdiener und Migranten wohnen, waren es sogar mehr als 600. Dort wurden 37 Arbeiter-Wohnbezirke inzwischen zum Sperrgebiet erklärt.
  • Nahezu 4000 Menschen liegen mit schwerer Covid-19-Erkrankung in Madrids Hospitälern. Einige Krankenhäuser im Süden sind schon voll belegt. Es droht ein neuer Kollaps.

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    4. Prag

    In Tschechien musste der Gesundheitsminister Adam Vojtech seinen Hut nehmen. Grund waren dramatisch gestiegene Corona-Zahlen. Absoluter Hotspot ist die Hauptstadt Prag mitsamt der angrenzenden Region Mittelböhmen.

    • In den vergangenen sieben Tagen wurden im zentralen Stadtgebiet 218 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner verzeichnet, im Umland waren es 195.
    • Damit ist die Region für deutsche Reisende ein Risikogebiet. Eine Ausweitung auf ganz Tschechien wird erwartet.

    Dennoch will der neue Gesundheitsminister Roman Prymula, ein Virologe, einen zweiten allgemeinen Lockdown unter allen Umständen vermeiden. Mit diesem Ziel wurde die Maskenpflicht verschärft. Sie gilt nun in allen Innenräumen mit Ausnahme der eigenen Wohnung. Auch Schulen sind betroffen.

    5. Budapest

    Selbst hartgesottene Fans des FC Bayern München winken inzwischen ab. Für das Finale im Fußball-Supercup gegen den FC Sevilla an diesem Donnerstag gab fast jeder zweite Ticketinhaber seine Karte zurück. Rund 1300 Fans wollen dennoch nach Budapest reisen.

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      • Grund der Sorge: Die ungarische Hauptstadt gehört zu den Corona-Hotspots in Europa, in denen sich das Infektionsgeschehen am dynamischsten entwickelt.
      • In den vergangenen sieben Tagen gab es pro 100.000 Einwohner zwischen 110 und 120 Neuinfektionen, Tendenz schnell steigend.

      Der bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hat vor einem möglichen „Fußball-Ischgl“ gewarnt. Ein Superspreading-Event wie im Frühjahr im österreichischen Après-Ski-Mekka Ischgl mit Hunderten Infizierten in ganz Europa müsse verhindert werden.

      Budapest gilt für deutsche Reisende als Risikogebiet. Wer von dort zurückkehrt, muss sich einem kostenlosen Covid-19-Test unterziehen und in Quarantäne. Ungarn reagierte mit Reisebeschränkungen für EU-Bürger. Wer als Tourist oder ohne dringenden Grund einreist, muss für zehn Tage in Quarantäne. In Budapest wird eine erweiterte Maskenpflicht auch im Freien geprüft.

      6. London

      Im europaweiten Vergleich sieht die britische Hauptstadt nicht ganz so schlecht aus. Die meisten Gemeindebezirke in London haben laut der jüngsten Statistik rückgängige Corona-Infektionsraten. In der Woche bis 17. September verzeichneten nur drei östliche Stadtteile einen Anstieg, am stärksten war er in Redbridge, mit 43 Fällen pro 100.000 Einwohner.

      Damit ist die Hauptstadt besser dran als viele Regionen im Norden Englands. Allerdings könnten die niedrigen Fallzahlen auch darauf zurückzuführen sein, dass nicht genug Tests gemacht werden.

      Das ist die Sorge von Bürgermeister Sadiq Khan: Er befürchtet, dass sich die Lage schnell verschlimmert. Am Dienstag kündigte die Regierung bereits schärfere Maßnahmen an: So müssen Pubs schon um 22 Uhr schließen, in Einkaufsläden und Taxis gilt die Maskenpflicht.

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