Berlin. Bund und Länder tun sich schwer, sich auf gemeinsame Corona-Standards zu einigen. Das könnte in einigen Fällen die Pandemie befeuern.
Der Herbst kann eine wunderbare Jahreszeit sein, melancholisch und golden. Doch in diesem Jahr hat er etwas Bedrohliches. Denn mit sinkenden Temperaturen und kühlerem Wetter beginnt jene Saison, in der sich erfahrungsgemäß alle möglichen Krankheitserreger ausbreiten. Diesmal wird es vor allem das hoch ansteckende Coronavirus sein, das schon jetzt eine weltweite Pandemie mit Hunderttausenden Toten verursacht hat.
Nach wie vor gibt es weder einen verlässlichen Impfstoff noch ein Medikament zur gezielten Heilung von Covid-19-Erkrankungen. Auch deshalb wecken die nahenden Herbsttage die Sorge vor einer erneut zunehmenden Ausbreitung von Sars-CoV-2.
Die Bedenken sind durchaus begründet. Immerhin sind die Zahlen schon jetzt wieder deutlich gestiegen. Bald wird es zudem die Witterung nicht mehr erlauben, in Büros, Schulen oder auch zu Hause ständig die Fenster zum Lüften offen stehen zu lassen. Öffentliche und private Veranstaltungen werden demnächst seltener im Freien und vermehrt in geschlossenen Räumen stattfinden, obwohl dort die Ansteckungsgefahr höher ist.
Corona-Gefahr wird im Herbst noch größer
Zudem werden sich viele Menschen bei Regen und Wind wieder gezwungen sehen, vom Rad auf Bus oder Bahn umzusteigen. Nur, im Gedränge der Fahrgäste steigt die Gefahr, dass es zu Übertragungen kommt. Noch viel mehr als jetzt wird es daher in den kommenden Monaten darauf ankommen, dass sich die Menschen an die Pandemie-Regeln halten. Das bedeutet vor allem Abstand halten und Masken tragen.
In der Politik macht sich jedoch die Befürchtung breit, dass die Bevölkerung nachlässig werden könnte bei der Einhaltung der Corona-Schutzregeln und dass die Situation schwer kontrollierbar wird. Das wollen Bund und Länder zu Recht verhindern. Allerdings müssen sich die Regierenden vorhalten lassen, dass ihr Krisenmanagement derzeit eher einem Regelungswirrwarr gleichkommt. Wer quer durch Deutschland unterwegs ist, muss sich in Sachen Corona-Vorschriften theoretisch an jeder Landesgrenze auf den neuesten Stand bringen. Es ist nicht leicht, den Überblick zu behalten, wo gerade welche Vorschrift gilt.
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Kleinstaaterei in der Corona-Krise geht munter weiter
Erstmals seit Monaten haben sich Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und die Ministerpräsidenten daher wieder zusammengetan, um mehr Einheitlichkeit in die Corona-Regelungen zu bringen. Doch wie es aussieht, wird es vielfach ein Flickenteppich bleiben. Während sich die Mehrheit der Länder auf ein Mindestbußgeld von 50 Euro bei Verstößen gegen die Maskenpflicht einigt, schert Bayern nach oben aus. Im Freistaat sollen mindestens 250 Euro fällig werden, Sachsen-Anhalt dagegen lehnt eine Geldstrafe bei Verstößen gegen die Maskenpflicht komplett ab. Damit geht die Kleinstaaterei in der Corona-Krise munter weiter.
Gar keine Lösung gibt es dagegen bei der vom Bund beabsichtigten Begrenzung der Teilnehmerzahl bei privaten Feiern. Die Politik überlässt es fortan den Bürgern, selbst zu entscheiden, ob eine private Sause in Corona-Zeiten zu verantworten ist. Man ahnt, wie diese neue Freiheit genutzt werden dürfte. Spätestens wenn die Zahl der Neuinfektionen nach den Partys emporschnellt, dürfte deutlich werden, wohin die Uneinigkeit der Länder geführt hat.
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Richtig ist hingegen die Entscheidung, Rückkehrer aus Risikogebieten künftig stärker in die Pflicht zu nehmen. Wer sich trotz Warnungen bewusst dazu entscheidet, in eine Region mit hoher Ansteckungsgefahr zu reisen, muss hierfür die Verantwortung tragen. Und zwar nicht nur durch häusliche Quarantäne, sondern indem er damit rechnen muss, in dieser Zeit einen Einkommensausfall hinnehmen zu müssen.