Berlin. Bundesfinanzminister Olaf Scholz wusste offenbar seit fast anderthalb Jahren von verdächtigen Vorgängen bei Wirecard.
Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) weiß seit rund eineinhalb Jahren von verdächtigen Vorgängen beim Dax-notierten Finanzdienstleister Wirecard. Das geht aus einen Sachstandsbericht aus dem Finanzministerium vom Donnerstag hervor, der an den Finanzausschuss des Bundestages gerichtet ist und der Deutschen Presse-Agentur und der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ (FAZ) vorliegt.
Laut Bericht sei Scholz am 19. Februar 2019 darüber informiert worden, dass die Finanzaufsicht Bafin „in alle Richtungen wegen Marktmanipulation“ ermittele, zitiert die FAZ aus dem Sachstandsbericht des Ministeriums. Das bedeute, die Ermittlungen richteten sich „sowohl gegen Verantwortliche der Wirecard AG als auch gegen Personen, bei denen Hinweise zur Beteiligung an Marktmanipulationen vorliegen“.
Wirecard meldete nach Luftbuchungen von 1,9 Milliarden Euro Insolvenz an
Der Zahlungsabwickler Wirecard hatte im Juni mutmaßliche Luftbuchungen von 1,9 Milliarden Euro eingeräumt, die Staatsanwaltschaft München ermittelt gegen mehrere ehemalige und aktive Manager. Auch an Bafin und Finanzministerium war Kritik laut geworden. Am Donnerstag wurde bekannt, dass nun der Bundesrechnungshof beide ins Visier nimmt.
Ende Juni hatte Wirecard einen Insolvenzantrag gestellt. Scholz hatte daraufhin vor wenigen Tagen einen Umbau der Finanzaufsicht angekündigt. Nachdem die Luftbuchungen von fast zwei Milliarden Euro bekannt geworden waren, sprach die Finanzaufsicht im Wirecard-Fall von einem „kompletten Desaster“.(dpa/fmg)