Düsseldorf. Keine Feste, keine Einnahmen, Kosten für Stornierungen - den ersten Vereinen droht die Insolvenz. NRW startet Hilfsprogramm mit 50 Millionen Euro.

Die Corona-Krise bringt so manchen Verein in Nordrhein-Westfalen in finanzielle Schwierigkeiten. Bei den Schützenvereinen etwa stehen nach Angaben der Verbände im Rheinland und in Westfalen Vereine vor der Insolvenz oder haben diese vereinzelt sogar schon angemeldet. Anderen könnte dieser Schritt noch drohen, wenn sie Veranstaltungen absagen müssen und Stornierungskosten für schon lange abgeschlossene Verträge anfallen. Diese Befürchtung geht auch bei Karnevalsvereinen um. Einige Kommunen wie das rheinische Elsdorf haben eine Art Rettungsschirm für Vereine aufgespannt und wollen bei finanziellen Notlagen helfen.

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Das will auch das Land. Schützen- und Traditionsvereine, die durch die Corona-Krise in finanzielle Not geraten sind, sollen Hilfen aus einem Sonderprogramm mit 50 Millionen Euro bekommen. Der Haupt- und Finanzausschuss des Landtags hatte die Summe zuletzt noch einmal deutlich aufgestockt und eine „möglichst großzügige Verwendung“ festgelegt.

Vereine können Anträge auf Hilfsprogramm ab 15. Juli stellen

Anträge können nach Angaben der Landesregierung ab dem 15. Juli bei den Bezirksregierungen gestellt werden. Traditions- und Brauchtumsvereine können einen einmaligen Zuschuss in Höhe von bis zu 15 000 Euro beantragen, um existenzbedrohende Liquiditätsengpässe zu überwinden.

Auffallend verhalten ist die Nachfrage noch beim Hilfsprogramm des Landes für gemeinnützige Sportvereine: Von den zur Verfügung stehenden zehn Millionen Euro wurden bisher nur 4,4 Millionen abgerufen, wie der Landessportbund mitteilte. Das Geld sei in rund 650 Soforthilfen ausgezahlt worden, sagte Verbands-Sprecher Mirco Achzenick. Möglicherweise hätten die Vereine noch Rücklagen und die Corona-Krise komme erst später in den Vereinen an.

Schützenvereinen fehlen Einnahmen von Schützenfesten, Kirmessen und Umzügen

Den Schützenvereinen fallen hingegen die wichtigen Einnahmen aus den Schützenfesten oder Vermietungen ihrer Plätze oder Vereinsheime an andere Vereine weg. Die Durchführung von Schützenfesten, Umzügen, Kirmesveranstaltungen und Abendveranstaltungen sei in diesem Jahr faktisch unmöglich geworden, teilten der Rheinische und Westfälische Schützenbund mit.

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Verträge mit Musikern oder Schaustellern würden schon für mehrere Jahre im Voraus abgeschlossen. Bei Absagen könnten Stornierungs- und Schadenersatz-Kosten entstehen. Um das zu verhindern, seien behördlich angeordnete Veranstaltungsverbote sehr wichtig. Das meinen auch Karnevalisten wie der Geschäftsführer des Mönchengladbacher Karnevalsverbands Horst Beines.

Karneval: Gibt es keine zentrale Absage in NRW, wird es teuer für die Vereine

Als das Virus nach NRW kam, seien die Verträge mit den Künstlern für die nächste Session schon längst abgeschlossen gewesen, sagte er. Das größte Veranstaltungsbudget hat in Mönchengladbach demnach die KG „Wenkbülle“. Wenn die Politik den Karneval nicht offiziell untersage und den Vereinen die Verantwortung überlasse, dann könnte das die Vereine richtig viel Geld kosten, meine Beines.

Die rheinische Stadt Elsdorf gehört zu den Kommunen in NRW, die ihre Vereine notfalls retten wollen. Wahrscheinlich zeige sich aber das Ausmaß der ganzen Corona-Krise aber erst im Frühherbst, wenn die Vereine bilanzierten, „und auf einmal sehen: oh, da steht uns ja das Wasser bis zum Hals“, sagte Sprecher Robert Wassenberg. Die laufenden Kosten seien ja eher überschaubar. Aber die Stornierung von Verträgen etwa beim Zelte-Bauer könnte schon recht teuer werden. (dpa)