Berlin. Der Ausbruch der Gewalt in Stuttgart zeigt: Die Polizei braucht eine parteiübergreifende Unterstützung, sagt Chefredakteur Jörg Quoos.
Vierzig zerstörte Geschäfte und brutalste Gewalt gegen Polizisten. Die Nacht von Stuttgart schockt Deutschland und wirft die Frage auf: Wie kann es zu einem solchen Ausbruch kommen?
Wer die Arbeit der Polizei verfolgt, ist nicht überrascht. Höchstens über die Dimension. Seit Jahren klagen Beamte über zunehmende Respektlosigkeit und Aggression bei ihrer Alltagsarbeit. Aber nur wenige interessiert das. Spätestens seit Stuttgart müssen die Innenminister da hart gegensteuern. Denn wer nicht dafür sorgt, dass sich die Polizei durchsetzen kann, trägt Mitschuld an der nächsten Randale-Nacht.
Gaffer und Mitläufer haben Verantwortung
Aber auch die Gaffer und Mitläufer haben Verantwortung. Die Polizei braucht eine breite gesellschaftliche Unterstützung, über alle Parteigrenzen, Einkommensschichten und auch über alle Nationalitäten hinweg. Wenn diese Unterstützung erodiert, wird es Nächte wie die von Stuttgart noch öfter geben.
Es ist auch bezeichnend, dass jetzt der Innenminister in einem Shitstorm steht, weil er eine Kolumnistin der „taz“ anzeigen will. Die Frau hatte in einer angeblichen Sati re Polizisten mit Abfall verglichen, der auf den Müll gehört.
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Seehofer stellt sich vor seine Beamten
Der Populist Seehofer stellt sich mit der Drohung breitbeinig vor seine Beamten. Das ist nach Stuttgart der richtige Impuls. Natürlich wird Seehofer damit nicht durchkommen und auch die Pressefreiheit nicht abschaffen.
Aber die Debatte über derart hirnlose Texte, die den pseudo-intellektuellen Sound zur Gewalt liefern, ist gesetzt. Das muss und wird die vierte Gewalt im Staat aushalten.
Zum Autoritätsverlust der Polizei tragen übrigens auch Richter bei, die Straftäter immer wieder laufen lassen. Gerade beim Kampf gegen Drogendelikte haben viele Beamte schon lange das Gefühl, nicht mehr „Freund und Helfer“, sondern längst der Depp der Nation zu sein.