Washington. Das Erscheinen des Enthüllungsbuchs von John Bolton über US-Präsident Trump sollte gestoppt werden. Ein Richter entschied nun dagegen.

Der Versuch, das Erscheinen des in Teilen bereits durchgesickerten Enthüllungsbuchs des früheren nationalen Sicherheitsberaters John Bolton über US-Präsident Donald Trump in letzter Minute zu verhindern, ist gescheitert.

Am Samstag entschied Richter Royce Lamberth in Washington, dass Hunderttausende Exemplare des 600 Seiten-Buches mit dem Titel „The Room Where It Happened: A White House Memoir“ (Der Raum, in dem es geschah: Memoiren aus dem Weißen Haus) bereits weltweit ausgeliefert worden seien, unter anderem an viele Zeitungsredaktionen.

Bolton benutze für Trump-Enthüllungsbuch Informationen aus Geheimdienstkreisen

Ein Unterlassungserklärung könne darum bis zum offiziellen Erscheinungstermin in der kommenden Woche nichts mehr ausrichten. Allerdings deutete Lamberth, der seit Freitag mit der Materie befasst war, an, dass Bolton für die Veröffentlichung empfindlich in Regress genommen werden wird. Konkret: Der 71-Jährige, der bis zu seinem Rücktritt im vergangenen September 17 Monate an der Seite von Trump arbeitete, könnte seines Honorars von angeblich rund zwei Millionen Dollar verlustig gehen. Lesen Sie auch: Donald Trump weist John Boltons Vorwürfe zu China-Äußerungen zurück

Grund: Laut Lamberth hatte Bolton für die Veröffentlichung nicht das eindeutige, rechtswirksame Okay des Weißen Hauses. Die Regierung macht geltend, dass Bolton bei der Schilderung diverser Situationen Informationen benutzt hat, die aus Geheimdienstkreisen stammten und deren Bekanntmachung die nationale Sicherheit gefährde.

Der Richter zog nicht in Betracht, was Boltons Anwalt dagegen anführt. Danach habe eine hohe Beamtin des Nationalen Sicherheitsrats nach Durchsicht des Buches vor einigen Wochen keine Beanstandungen geltend gemacht. Worauf dem Verlag Simon Schuster die Freigabe zur Drucklegung erteilt worden sei. Auch interessant: Warum Donald Trump trotz Corona vor Zehntausenden spricht

Boltons Buch ist vernichtende Kritik an US-Präsident Trump

Dass eine zweite Prüfung eines anderen Experten des Sicherheitsrates sechs konkrete Bedenken ergeben und eine offizielle Genehmigung des Weißen Hauses verhindert habe, sei Bolton erst in der vergangenen Woche mitgeteilt worden. Da, so Richter Lamberth, „war das Pferd schon aus dem Stall“ – sprich: das Buch, das eine vernichtende Kritik an Trumps Amtsgebaren, Intelligenz, Kompetenz und Charakter zum Kern hat, sei bereits auslieferungsfertig gewesen. Lesen Sie auch: Enthüllungsbuch – Donald Trumps Nichte startet Frontalangriff

Präsident Trump hatte seinen ehedem wichtigsten Ratgeber in Sachen von Krieg und Frieden als „Lügner“ bezeichnet, den „alle im Weißen Haus gehasst haben“. Bolton, der bereits dem früheren republikanischen Präsidenten George W. Bush diente, konterte in einem für Sonntag geplanten TV-Interview mit der Bemerkung, Trump habe nicht die Befähigung für das höchste Staatsamt. Seine Regierung sei von Chaos, permanenter Behinderung der Justiz und Eigennutz geprägt.