Berlin. Eltern im Homeoffice, Kinder nicht in Schulen, abends keine Veranstaltungen – die Corona-Krise ist eine schlechte Zeit für Einbrecher.
Kriminelle nutzen die Krise – und erpressen, betrügen oder klauen. Ein Bericht der europäischen Polizeibehörde Europol warnt vor den „Profiteuren der Pandemie“. Viele Polizeidienststellen warnen diese Tage vor Trickbetrügern, Sicherheitsfirmen erkennen eine Zunahme der Cyberkriminalität in Zeiten von Corona – und vor allem das kriminelle Geschäft mit Schutzmasken ist im Fokus.
Doch es gibt auch Bereiche, in denen geht die Kriminalität zurück. Aufgrund der Pandemie. Drogenhandel auf der Straße etwa, oder Taschendiebstahl. Und: Wohnungseinbrüche.
Der Trend zu weniger Einbrüchen zeichnet sich nahezu bundesweit ab, wie eine Länder-Umfrage der Deutschen Presse-Agentur zeigt. So ging etwa in Nordrhein-Westfalen die Zahl der Wohnungseinbrüche im März und April im Vergleich zu den Vorjahresmonaten deutlich zurück. Auch in Bayern sank die Zahl der Einbrüche – ebenso wie die Kriminalität insgesamt.
Deutlich weniger Einbrüche – Rückgang von 40 Prozent in NRW
Während vom 1. März bis 26. April 2019 genau 3856 Fälle von Wohnungseinbruchdiebstahl im bevölkerungsreichsten Bundesland NRW registriert wurden, waren es laut Landesinnenministerium im gleichen Zeitraum dieses Jahres 2336: ein Rückgang von fast 40 Prozent.
Die Zahlen der Länder sind jedoch vorläufige Zahlen, die sich noch ändern können. Konkrete Fallzahlen gibt es erst, wenn die Fälle von der Polizei an die Staatsanwaltschaften abgegeben werden und in die bundesweit einheitlich geführte Kriminalstatistik eingehen, hieß es aus Bayern.
Kriminelle können ihr Diebesgut nicht ins Ausland schaffen – wegen Corona
Nach Angaben des sächsischen Innenministeriums ist auch in Sachsen seit Beginn der Corona-Schutzmaßnahmen Mitte März die Zahl der Straftaten zurückgegangen, dabei vor allem die der Wohnungseinbrüche und Autodiebstähle.
Ein Grund dafür sei, dass sich die Menschen mehr als sonst in ihren Wohnungen oder dem unmittelbaren Wohnumfeld aufhalten. Hinzu kommt: „Es ist derzeit schwer Diebesgut zu verbringen - im und außer Landes“, hieß es.
Auch in Schleswig-Holstein ist die Zahl der Einbrüche in Wohnungen und in Gewerbebetriebe seit Beginn der Corona-Pandemie rückläufig, hieß es vom Landeskriminalamt in Kiel. In Mecklenburg-Vorpommern stiegen Kriminelle ebenfalls weniger in Wohnungen ein, teilte das Landeskriminalamt in Rampe mit.
In Thüringen ist die Tendenz bei den Wohnungseinbrüchen im April im Vergleich zum April des Vorjahres stark fallend. Das bedeute einen Rückgang der Fälle von mehr als 25 Prozent, teilte das Landeskriminalamt in Erfurt mit. Auch die Zahl der Diebstähle etwa aus Büroräumen sei zurückgegangen. „Ob die getätigten Trendaussagen ausschließlich auf die Corona-Krise zurückzuführen sind, kann weder bestätigt noch widerlegt werden“, hieß es jedoch.
Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Scheinfirmen
Der Rückgang der Einbrüche ist auch in Niedersachsen und Rheinland-Pfalz stark. In Hamburg und Bremen gingen Wohnungseinbrüche ebenfalls „massiv“ zurück. In Hamburg seien Kriminelle jedoch vermehrt in andere Objekte wie Geschäfte oder Büros eingestiegen. Dem Polizeisprecher zufolge liegt die Zahl der Einbrüche hier in der Pandemie rund zehn Prozent über den Werten von zuvor.
Trotz des Rückgangs bei Delikten wie Einbruch und Diebstahl sehen Sicherheitsexperten und Polizeibehörden an anderer Stelle einen Anstieg – und eine Gefahr für Verbraucher.
In Bremen etwa ermittelte die Staatsanwaltschaft gegen eine Scheinfirma. Über eine gefälschte Internetseite bot die Gruppe Medizinprodukte an. Vor allem Ware, die in Pandemie-Zeiten besonders nachgefragt ist: darunter auch Schutzmasken. Insgesamt vier Unternehmen gehen den Betrügern auf dem Leim und überweisen laut Polizei rund 200.000 Euro auf das Konto der Firma.
Die EU-Polizeibehörde Europol berichtet von Fällen, in denen der Täter angibt, ein Verwandter des Angerufenen sei mit Corona infiziert und liege im Krankenhaus. Ein Arzt müsse kommen und schnell einen Corona-Test machen. Mitten in der Nacht erscheinen die Komplizen im Arztkittel und mit Schutzmasken, täuschen eine Untersuchung vor – und rauben das Opfer aus. (cu/dpa)
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