Berlin. Die „New York Times“ hat aufgedröselt, was für Themen Donald Trump in seinen Corona-Briefings aufgreift. Das Top-Thema: Donald Trump.
Die Corona-Briefings von Donald Trump haben mittlerweile auch Fans gewonnen unter Menschen, die ansonsten nur wenig mit US-Politik zu tun haben. Die Mischung aus Eigenlob, Beleidigungen und dem Verbreiten sehr steiler Thesen wird in den sozialen Netzwerken vielfach diskutiert – mit Fassungslosigkeit, Sorge, Humor, teils auch mit schlichtem Entsetzen darüber, dass der Mann, der diese Briefings abhält, tatsächlich US-Präsident ist.
Auch die renommierte „New York Times“ hat einen besonderen Fokus auf die Corona-Briefings gelegt, wie eine nun veröffentlichte Untersuchung zeigt. Reporter der Zeitung untersuchten jede von Trumps Aussagen in seinem Corona-Briefings zwischen dem 9. März und Mitte April – eine Analyse von mehr als 260.000 Wörtern. Das Ergebnis, stark vereinfacht: Trump spricht vor allem sehr gerne über sich selbst.
Folgende Themen haben die Reporter der „Times“ in den Briefings besonders häufig ausmachen können:
- Eigenlob, oft flankiert von Übertreibungen und Falschbehauptungen (rund 600 Mal)
- Lob für andere (mehr als 360 Mal)
- Beschuldigungen anderer (mehr als 110 Mal)
- Versuche, Empathie zu zeigen oder an die nationale Einheit zu appellieren (rund 160 Mal)
Ein bei Trump ebenfalls beliebtes Thema: das Abarbeiten an seinem Vorgänger Barack Obama, seiner Administration und Gouverneuren, die wie Obama den Demokraten angehören.
Trumps Corona-Briefings versprühen Hybris und Selbstmitleid
Mit einem seiner bizarrsten Gedankengänge zwang Trump erst vor wenigen Tagen Hunderte Ärzte im ganzen Land, ihrem Präsidenten zu widersprechen. Trump hatte das Injizieren von Desinfektionsmitteln eine „interessante Sache“ genannt – und damit Warnungen von Medizinern auch außerhalb der USA provoziert.
Nach dem einigermaßen desaströsen Echo auf dieses vielzitierte Statement reagierte Trump zunächst eingeschnappt, erklärte die Briefings kurzerhand zur „Zeitverschwendung“ und kündigte an, dass künftig keine mehr stattfinden würden – nur um zwei Stunden später wieder zu einem neuen Briefing einzuladen.
Die „New York Times“ fasst zusammen: „Die Transkripte zeigen auffällige Muster und Wiederholungen in seinen Botschaften, und sie zeigen eine Darstellung von Hybris und Selbstmitleid des Präsidenten, wie sie Historiker noch nie zuvor gesehen haben.“
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