Berlin. In ihrer Wirtschafts-Frühjahrsprognose sagt die Regierung für 2020 ein Minus von 6,3 Prozent voraus – und eine hohe Arbeitslosenzahl.
Die Auswirkungen der Corona-Krise auf die Wirtschaft sind vermutlich schlimmer, als noch vor Wochen befürchtet. Die große Koalition rechnet für dieses Jahr mit dem größten Einbruch des Wirtschaftswachstums seit Gründung der Bundesrepublik 1949.
In ihrer Frühjahrsprognose gehe die Bundesregierung davon aus, dass das Bruttoinlandsprodukt 2020 um 6,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr schrumpfen wird, berichtete die „Süddeutsche Zeitung“ am Montag. Die Prognose soll an diesem Mittwoch vorgestellt werden. 2021 soll es dann wieder bergauf gehen.
Corona-Krise: Regierung rechnet mit drei Millionen Arbeitslosen
Die Verluste aus diesem Jahr könnten aber nicht komplett aufgeholt werden. Laut der Frühjahrsprognose ist der tiefste Punkt des Einbruchs bereits erreicht. Die Gutachter gehen davon aus, dass sich das Wirtschaftswachstum im Mai auf niedrigem Niveau stabilisiert und im zweiten Halbjahr deutlich anzieht.
Trotz des riesigen Rettungspakets der Bundesregierung werden größere Pleitewellen und drei Millionen Arbeitslose erwartet. Auch die Steuereinnahmen dürften deutlich zurückgehen:
IWF prognostiziert sogar Minus von sieben Prozent
Bislang rechnet die Regierung mit einem Steuerminus von rund 82 Milliarden Euro - und maximal 356 Milliarden Euro an neuen Schulden. Der Absturz der deutschen Wirtschaft ist die direkte Folge des Lockdowns, die von der Regierung Anfang März verhängt worden war.
Etwas pessimistischer als die Bundesregierung ist der Internationale Währungsfonds (IWF). In seinem kürzlich vorgestellten halbjährlichen Ausblick prognostizierte die in Washington ansässige Organisation, dass die deutsche Konjunktur im Jahr 2020 um sieben Prozent schrumpfen könnte.
Ifo-Institut: Stimmung unter Exporteuren im freien Fall
Der IWF geht wie die Bundesregierung davon aus, dass die Wirtschaftsleistung des Jahres 2019 erst wieder 2022 erreicht werden kann. Die führenden deutschen Konjunkturforschungs-Institute hatten in ihrem kürzlich veröffentlichten Frühjahrsgutachten für das laufende Jahr ein Minus von 4,2 Prozent vorausgesagt.
Insbesondere der deutsche Außenhandel kommt im Zuge der Corona-Krise unter die Räder. Nach Angaben des Münchner ifo-Instituts ist die Stimmung unter den deutschen Exporteuren im freien Fall.
DIHK: 80 Prozent der Firmen befürchten starke Umsatzverluste
In zahlreichen Branchen seien die Erwartungen auf neue Tiefstwerte gesunken, erklärte der Präsident des Münchner Forschungsinstituts, Clemens Fuest, am Montag. Die ifo-Exporterwartungen der Industrie stürzten demnach im April von minus 19,01 auf minus 50,0 Punkte ab. Dies sei der niedrigste jemals gemessene Wert.
Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) kommt zu einer ähnlich düsteren Einschätzung. Das geht aus einer aktuellen Befragung der deutschen Außenhandelskammern unter rund 4100 deutschen Betrieben in aller Welt hervor. Nach dem „AHK World Business Outlook“ rechnen 80 Prozent der Firmen bereits jetzt mit starken Umsatzverlusten wegen Corona.
Vor allem Automobil-Industrie und Maschinenbauer betroffen
„Die Zahlen sind erschreckend, denn sie zeigen, wie hart die Corona-Pandemie insbesondere die deutschen Unternehmen auf der ganzen Welt trifft“, sagte der DIHK-Außenwirtschaftschef Volker Treier. „15 Prozent der Unternehmen gehen sogar davon aus, dass sich die Umsätze mehr als halbieren werden.“
Die Corona-Krise machten vor allem dem Automobilsektor, dem Maschinenbau und der Elektro-Industrie zu schaffen. Der deutsche Export werde im laufenden Jahr „in einer optimistischen Sicht“ um 15 Prozent zurückgehen, erklärte Treier. Die deutschen Firmen hängen extrem stark von den Ausfuhren und den Absatzmärkten im Ausland ab – und leiden daher in besonderem Maße unter der Corona-Krise.
China ist der einzige Hoffnungsschimmer
Bei den wichtigen Märkten schlügen die Einbrüche in den Vereinigten Staaten und in Europa heftig zu Buche, heißt es in der AHK-Umfrage. So erwarteten 81 Prozent der deutschen Betriebe in den USA, Deutschlands größtem Exportmarkt, für 2020 eine schlechtere Geschäftsentwicklung.
Den einzigen Hoffnungsschimmer bietet China. Nur 49 Prozent der dort tätigen Firmen kalkulieren mit schlechteren Geschäften, immerhin 20 Prozent hoffen auf einen Aufwärtstrend. Nach einer radikalen Stilllegung von Betrieben für mehr als zwei Monate ist die Produktion in der Volksrepublik wieder angelaufen. China ist seit 2016 der wichtigste Handelspartner Deutschlands.
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