Berlin. Der Ölpreis ist historisch niedrig – erstmals bekam man Geld dafür, dass man Öl kauft. Was das für Autofahrer und Spritpreise heißt.
Die Corona-Krise hat einen beispiellosen Kollaps am Ölmarkt herbeigeführt. Zum Wochenbeginn bekam erstmals in der Geschichte ein Käufer bei Abnahme von Öl Geld zurück.
Eine globale Ölschwemme, ein drohender Lagermangel und die Furcht vor einer tiefen Rezession sorgten für den historischen Preisverfall. Am Dienstagmorgen beruhigte sich die Lage etwas. Der Ölpreis zog etwas an. Was bedeutet das für den Verbraucher?
Corona-Krise: Tanken ist billiger geworden
Laut ADAC können sich die Autofahrer in Deutschland über gesunkene Spritkosten freuen. So lagen die Preise am Sonntag im Tagesmittel bei 1,162 Euro für Super E10 und 1,079 Euro für Diesel. „Das derzeitige Preisniveau ist in Würdigung der niedrigen Rohölnotierungen angemessen“, erklärte eine ADAC-Sprecherin. „Den Verbrauchern raten wir, trotz der gesunkenen Preise, dann und dort zu tanken, wo es günstig ist.“
Harter Tankstellenwettbewerb sorgt ebenfalls für sinkende Preise
Der Mineralölwirtschaftsverband (MWV) machte als Grund für den Preisrückgang beim Sprit auch den harten Wettbewerb unter den Tankstellen aus. Dass die Spritpreise aber nicht so stark wie die Ölpreise sinken, liege neben den auch in Krisenzeiten gleichbleibenden Fixkosten wie Mineralöl- und Mehrwertsteuer an der Einstufung der Tankstellen als kritische Infrastruktur, sagte ein MWV-Sprecher.
Wegen der Corona-Krise sei der Absatz von Benzin und Diesel deutlich zurückgegangen, doch die Tankstellen hätten weiter geöffnet und somit auch gleich bleibende Betriebskosten. Diese würden nun auf weniger Kunden umgelegt. „Deshalb ist der Preis nicht so weit gesunken.“
Für US-Präsident Donald Trump kommt der niedrige Ölpreis ungelegen
Der Verfall des Ölpreises hat auch eine politische Dimension: Für US-Produzenten und Präsident Donald Trump - der sich jüngst noch für eine preisstützende Intervention am Ölmarkt feierte - kommt der Crash höchst ungelegen.
Denn der Ölmarkt hält Anleger nicht erst seit Wochenbeginn in Atem. Die Preise sind schon länger auf Talfahrt, obwohl sich große Erdölproduzenten wie Russland und Saudi-Arabien unlängst auf deutliche Förderkürzungen geeinigt hatten.
Dass die Länder ihren Preiskrieg beendeten und ein Abkommen erreicht wurde, hatte sich Trump auf die Fahne geschrieben. Vor gut einer Woche twitterte er noch vom „großen Öl-Deal“, der „Hunderttausende Energie-Jobs in den Vereinigten Staaten retten“ werde. Doch den Preisverfall konnte das von Trump gefeierte Abkommen nicht aufhalten.
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Trump will nun Reserven anlegen
Aus der Not will Trump jetzt eine Tugend machen, indem die US-Regierung die Situation nutzt, um ihre strategischen Reserven aufzufüllen. Es sei geplant, bis zu 75 Millionen Fässer Rohöl zu kaufen, sagte der US-Präsident am Montagabend im Weißen Haus.
Er werde den Kongress um die nötigen Mittel bitten, damit sich die Regierung den „Niedrigpreis-Rekord“ am Ölmarkt zunutze machen könne. „Es ist eine tolle Zeit, Öl zu kaufen“, sagte Trump. Er zeigte sich zuversichtlich, dass der Ölpreis schon bald wieder bei etwa 25 bis 28 Dollar pro Barrel stehen werde.