Berlin. Wegen geschlossener Schulen stoßen Eltern an Belastungsgrenzen und Schüler versäumen Lernstoff. Könnten die Ferien gestrichen werden?
Während in den Niederlanden darüber diskutiert wird, die Sommerferien zu verkürzen, um möglichst bald wieder mit dem Unterricht beginnen zu können, sprechen sich in Deutschland einige Politiker dafür aus, die Aufnahme des regulären Schulbetriebs noch hinauszuzögern.
Bund und Länder hatten sich am Mittwoch darauf geeinigt, den Unterricht an deutschen Schulen nach den Osterferien und ab dem 4. Mai schrittweise wieder aufzunehmen. Zuerst sollen demnach die obersten Grundschulklassen sowie Abschlussklassen, also die, die im kommenden Jahr Prüfungen ablegen, an ihre Schulen zurückkehren.
Einige Politiker, darunter der Thüringer SPD-Bildungspolitiker Thomas Hartung, kritisierten die Entscheidung bereits. Seiner Meinung nach hätte man noch einige Wochen mit der Öffnung der Schulen warten können.
Corona-Krise könnte zu kürzeren Sommerferien führen
Zuvor hatte die Nationalakademie Leopoldina eine schrittweise Wiedereröffnung von Schulen, beginnend mit Grundschulen und reduzierter Klassenstärke, angeregt. Eine andere Wissenschaftlergruppe sprach sich indes dafür aus, die Sommerferien für Lerncamps zu nutzen. Für einige Schüler stellt der Unterricht zu Hause immerhin eine große Herausforderung dar – es besteht die Gefahr, dass sie den Anschluss verpassen.
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In den Niederlanden wird aus diesem Grund nicht nur darüber diskutiert, die Sommerferien zu verkürzen oder vorzuziehen, sondern auch, die Dauer der Schultage zu verlängern. Lehrer sollen so mehr Zeit haben, die Schüler auf den aktuellen Stand des Lehrplans zu bringen. „Je länger die Lernunterbrechung dauert, desto größer werden die Probleme “, sagte beispielsweise Edith Hooge, Vorsitzende des Bildungsrates, einem wichtigen Beratungsgremium der niederländischen Regierung.
Wolfgang Schäuble plädiert für verkürzte Sommerferien in der Corona-Krise
Könnten diese Maßnahmen womöglich auch in Deutschland ergriffen werden? Droht Schülern hierzulande eine Verkürzung ihrer Sommerferien?
Dafür plädiert nun Wolfgang Schäuble – zum Wohle der Schüler. Sie könnten dann den versäumten Stoff nachholen. „Bis auf Ausnahmen bleiben die Schulen noch einige Zeit geschlossen. Daher frage ich mich, ob die Verantwortlichen in den Ländern darüber nachdenken, die Schulferien in der Sommerzeit etwas zu verkürzen“, sagte der Bundestagspräsident der „Augsburger Allgemeine“.
„Im Moment ist ohnehin noch aus vielen Gründen unklar, wann und wie man im Sommer verreisen kann“, sagte Schäuble. „Das Urlaubskonto vieler Eltern dürfte durch die Krise jetzt schon strapaziert sein.“ Deshalb könne er die verstehen, „die sich fragen, wie sie da noch sechs Wochen Sommerferien organisieren sollen“.
Für den Präsidenten des Deutschen Lehrerverbands, Heinz-Peter Meidinger, stehen kürzere Sommerferien wegen der Corona-Krise aktuell nicht zur Debatte. „Ich glaube, zum jetzigen Zeitpunkt eine Diskussion um die Verkürzung von Sommerferien zu führen, geht eigentlich fehl“, sagte Meidinger am Freitag im „Deutschlandfunk“. „Ich glaube auch, dass das gar nicht mal den großen Effekt hat.“ Vielmehr brauche es jetzt „ein großes Gesamtkonzept“.
Bildungsministerin schläft Samstagsunterricht an Schulen vor
Von einer Kürzung der Sommerferien hält Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (CDU) auch nichts. „Es gibt noch ein paar andere Möglichkeiten, um den Unterrichtsausfall zu kompensieren, die sollten wir zunächst nutzen“, sagte sie dem „Spiegel“. Es könnten stattdessen freiwillige Sommerkurse in den Ferien stattfinden.
Der Vorschlag der Ministerin: Samstagsunterricht. Falls Schüler abwechselnd unterrichtet werden sollten, „also nur jeden zweiten Tag, wird man womöglich den Samstag brauchen, um alle dreimal pro Woche zu unterrichten“, sagte sie dem Magazin weiter.
Es dürfe keine Option ausgeschlossen werden. „Das Schuljahr sollte für die Kinder kein verlorenes Schuljahr werden. Das wird nicht einfach sein“, betonte Karliczek.
Homeoffice und Kinderbetreuung – Eltern stoßen an Belastungsgrenze
Auch Experten aus dem wissenschaftlichen Beirat des Bundesfamilienministeriums haben sich dafür ausgesprochen, die Sommerferientermine flexibel zu handhaben, um auch ein Weiterlernen in den Ferien zu ermöglichen. Damit wollen sie mögliche negative Folgen der derzeitigen Schulschließungen abmildern.
Denn bedingt durch Homeoffice und Kinderbetreuung ist bereits jetzt klar, dass viele Eltern an ihre Belastungsgrenzen stoßen. Zudem würden durch das Weiterlernen in den Ferien auch die Bildungschancen der Schüler angeglichen. Ausfallen sollen die Ferien allerdings nicht, heißt es in dem Papier, das der Kinder- und Jugendpsychiater Jörg Fegert gemeinsam mit Kollegen erarbeitet hat.
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