Bonn. An Karfreitag gedenken Christen des Todes Jesu. Ein evangelischer Pfarrer aus Bonn nutzte übers Radio den Tag für eine scharfe Kritik an der EU.

An Karfreitag geht es um das Leiden Jesu Christi, seinen Tod am Kreuz und um die christliche Erkenntnis, dass der Tod nicht das Ende bedeutet. In der Kirche ein Tag der Besinnung und des Fastens, der Trauer und der Hoffnung zugleich. Ein protestantischer Geistlicher aus Bonn wählte für seinen Gottesdienst, der von WDR 5 am Karfreitagsmorgen übertragen wurde, allerdings eher scharfe Worte.

In seiner Predigt attackierte Pfarrer Siegfried Eckert von der Pauluskirche in Bonn-Friesdorf heftig die Haltung Europas in der Flüchtlingspolitik – und griff EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen direkt an. „Gegenwärtig herrscht ein bedrückendes Schweigen, fliegt Ursula von der Leyen als Kommissionspräsidentin im Helikopter übers Elend hinweg und solidarisiert sich mit Griechenland, indem sie die Wiege der Demokratie als Schild im Kampf gegen Flüchtlinge lobt“, so der Geistliche.

„Christen haben gegen Virus der Unmenschlichkeit Widerstand zu leisten“

„700 Millionen Euro Soforthilfe stellt sie zur Sicherung der Außengrenzen notfalls mit Gewalt gegen Wehrlose bereit. Unkommentiert lässt sie das Asylrecht außer Kraft setzen. Ist das der Untergang des Abendlandes, zumindest ist es eine perverse Politik?“ Eckerts klar formulierte Forderung in der Flüchtlingsfrage: „Gerade wir als freie Christenmenschen haben Rettungsboote zu chartern und entschlossen gegen den Virus der Unmenschlichkeit Widerstand zu leisten.“

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Eckert beließ es nicht bei diesem einen politischen Statement. Auch das wirtschaftliche System, „der Markt“, schloss er in seine Kritik ein. So verkündete der Pfarrer in seiner Predigt weiter: „50 der Reichsten besitzen so viel, wie die ärmste Hälfte der Weltbevölkerung. Da sage einer, der Markt wird’s richten, der richtet höchstens alles schneller zugrunde. Momentan hilft in der Krise nicht der Markt, eher der Sozialstaat.“

Auch Kritik an der Kirche

Der Bonner Geistliche Eckert beließ es übrigens nicht bei seinen Angriffen gegen die EU und den „Markt“. In seiner Predigt prangerte er unter anderem auch das „Wellnessbedürfnis unserer Zeit“ an geißelte „besinnungsloses Konsumieren“ und das „Phänomen der Gefühlskälte“.

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Immerhin bezog er auch die eigene Institution in seine Generalkritik mit ein: Die Kirche habe sich in den „Herrgottswinkel bürgerlicher Komfortzonen“ zurückgezogen, so Eckerts Erkenntnis.