Berlin. Renommierte Bildungsforscher befürworten eine Verschiebung der Abi-Prüfungen. Auch für die Zeit nach Corona machen sie Vorschläge.
Vor dem Hintergrund der Corona-bedingten Schulschließungen plädieren renommierte Bildungsforscher für eine Verschiebung der Abiturprüfungen in den Sommer. Es sei davon auszugehen, dass die Schulen noch längere Zeit, möglicherweise bis zu den Sommerferien, geschlossen bleiben, erklären Klaus Hurrelmann von der Hertie School of Government und Dieter Dohmen vom Forschungsinstitut für Bildungs- und Sozialökonomie in Berlin in einer Stellungnahme, die dieser Redaktion vorliegt.
Der Ablauf der Prüfungen könne nicht bleiben wie bisher vorgesehen, heißt es in dem Papier. Die Forscher appellieren deshalb an die Länder, die Prüfungen zu verschieben -- „auf einen festen, aber möglichst späten Zeitpunkt, zum Beispiel im Juni oder Juli“. Die Kultusministerkonferenz hatte Ende März entschieden, dass die Prüfungen zu den geplanten Terminen stattfinden.
Dass die Abiturprüfungen laut Beschluss der Länder überhaupt stattfinden sollen, sei eine „sehr gute Nachricht“ für Tausende von jungen Leuten, heißt es in der Stellungnahme. „Eine Absage der Abschlussprüfung oder eine Verschiebung auf unbestimmte Zeit wäre von der Mehrheit der Betroffenen kaum zu verarbeiten gewesen“, so Hurrelmann. Zu wichtig sei der Abschluss inzwischen für die Lebensplanung von Schülerinnen und Schülern.
Abiturprüfungen 2020: Forscher fordern pragmatische Lösungen in Krisen-Situation
In der aktuellen Situation, argumentieren Hurrelmann und Dohmen, müssten pragmatische Lösungen gefunden werden, um Abschlüsse trotz Pandemie zu ermöglichen. Sollten fehlende Leistungen nicht digital oder per Klausurersatzleistung erbracht werden können, könnten die Länder auch erwägen, bisher erbrachte Leistungen als Abschlussleistungen zu werten.
Die Forscher gehen zudem davon aus, dass die aktuelle Krise eine grundlegende Debatte über eine Reform des Abiturs anstoßen wird. Durch die steigende Zahl von Abiturienten leide die Akzeptanz anderer Schulabschlüsse, so Hurrelmann und Dohmen. Statt einer verbindlichen Hochschulzugangsberechtigung mit dem Abitur könnten, wie in anderen Ländern auch, in Zukunft Aufnahmeprüfungen an den Hochschulen über den Zugang zu einem Studienplatz entscheiden. „Damit entfällt zum Beispiel die heute weit verbreitete rein taktische Wahl von Leistungsfächern, nur um einen guten Abschuss zu erhalten, um beispielsweise Medizin zu studieren“, so Hurrelmann. (tma)
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