Berlin. Die Präsidentin des Deutschen Roten Kreuzes, Gerda Hasselfeldt, schlägt Alarm: In Alten-und Pflegeheimen fehlt es an dem Nötigsten.

Das Deutsche Rote Kreuz warnt mit Blick auf die Krankheits- und Sterbefälle vor unhaltbaren Situationen in Alten- und Pflegeheimen in der der Corona-Krise. „Die Situation ist sehr, sehr angespannt. Wenn wir nicht aufpassen, werden die Krankenhäuser in den nächsten Wochen viele Patienten aus Pflegeheimen zur Behandlung gegen das Coronavirus aufnehmen müssen“, sagte die DRK-Vorsitzende Gerda Hasselfeldt unserer Redaktion.

Die Versorgung mit Schutzmaterial und Desinfektionsmitteln in den Pflegeheimen und bei den ambulanten Pflegediensten sei „völlig unzureichend“. „Hier muss schnellstmöglich Abhilfe geschaffen werden“, forderte Hasselfeldt.

Für Pflegekräfte mit sehr engem Bewohnerkontakt müssten außerdem „unbedingt regelmäßige Tests auf Covid-19 durch die Gesundheitsämter“ durchgeführt werden. In den Heimen hätten es die Mitarbeiter mit einer Risikogruppe von Menschen zu tun, die zum großen Teil dement seien und die man nicht völlig sozial isolieren könne. „Das sind Menschen, die oft Angst bekommen und verstört sind, wenn sie Personen in Schutzausrüstung sehen.“

Viele ältere Menschen haben Ängste in der Corona-Krise

Die Sanitäter und Pflegekräfte leisten Erste Hilfe, organisieren Blutspenden und sind in der Altenhilfe tätig, in Heimen und auch bei Besuchen zuhause. Auch die Sanitäter hätten nur noch einen k nappen Vorrat an Schutzkleidung.

Das DRK versuche in der Krise, die Menschen aufzuklären, zu beruhigen und ihnen Mut zu machen, erklärt die frühere CSU-Politikerin. Vor allem gehe es darum, älteren oder kranken Menschen gegen die Einsamkeit und soziale Isolation zu helfen.

So sei zum Beispiel der Hausnotruf des DRK dabei, einen Service-Knopf für Wohlfühlanrufe für Menschen möglich zu machen, die diese schwierige Zeit allein und ohne Familie überstehen müssten. In Düsseldorf werde diese Idee bereits umgesetzt.

• Hintergrund: Mehr als 150 Corona-Tote in deutschen Pflegeheimen

Ist das DRK zufrieden mit dem Krisenmanagement der Bundesregierung?

Gerda Hasselfeldt, Präsidentin des Deutschen Roten Kreuz (DRK), sieht in der Coronavirus-Pandemie vor allem in Alten- und Pflegeheimen große Gefahren.
Gerda Hasselfeldt, Präsidentin des Deutschen Roten Kreuz (DRK), sieht in der Coronavirus-Pandemie vor allem in Alten- und Pflegeheimen große Gefahren. © picture alliance/dpa | dpa Picture-Alliance / Paul Zinken

Insgesamt habe die Bundesregierung im Schulterschluss mit den Wissenschaftlern bislang die richtigen Entscheidungen getroffen, findet Hasselfeldt. Aber die Coronakrise habe auch Defizite offenbart: „Bei der Produktion von Schutzausrüstung und Medikamenten ist Deutschland zu sehr von anderen Ländern abhängig.“

Die DRK-Chefin forderte als Lehre aus der Krise einen Aufbau von bundesweit zehn Materiallagern, in denen Zelte, Decken, Feldbetten, Medikamente und Hygieneartikel für die Versorgung von insgesamt 50.000 Menschen in Krisenfällen gelagert werden sollen.

Im Haushalt für das laufende Jahr habe der Bund knapp 24 Millionen Euro für ein erstes Lager eingeplant. Damit könnten etwa 5000 Menschen versorgt werden. „Die Coronakrise zeigt, wie dringend notwendig so eine Bundesvorratshaltung ist und dass wir da schneller vorankommen müssen“, sagte die DRK-Chefin.

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    Wohltätigkeitsorganisation verzeichnete steigende Spenden

    Das DRK sammelte innerhalb von nur knapp zwei Wochen fünf Millionen Euro an Spenden für ehrenamtliche Helfer in der Corona-Krise. „Die Hilfsbereitschaft ist in ganz Deutschland unglaublich groß“, heißt es.

    Die Spendenaktion kommt Freiwilligen zu Gute, die sich vor allem um Menschen in Quarantäne oder Ältere und Kranke kümmern, indem sie Lebensmittel und Medikamente kaufen und über Telefondienste psycho-soziale Betreuung leisten.

    Gibt es auch Positives in der Corona-Krise?

    Die Erfahrungen des DRK in diesen Tagen zeigten, „dass unsere Gesellschaft auch in schwierigen Zeiten zusammenhält und wir kein Volk von Egoisten sind“, betonte Hasselfeldt. Viele Menschen seien bereit, sich ehrenamtlich zu engagieren und zu helfen, wo sie könnten – „und das obwohl die Situation ja für alle sehr schwierig und emotional belastend ist“.

    Mit Sorge sieht das DRK auf die Blutspenden

    Im Moment werde der Bedarf zwar gedeckt, aber man könne bei Blutkonserven keine lange Vorratshaltung betreiben, sondern brauche kontinuierlich neue Spenden. Insofern appellierte Hasselfeldt an die Menschen:

    „Wer gesund und fit ist, sollte auch bereit sein, Blut zu spenden. Gerade in den kommenden Wochen.“ Für den Weg zum Blutspendedienst des Roten Kreuzes sei die Ausgangsbeschränkung aufgehoben.

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