Berlin. Fast sechs Jahre ist es her, dass Flug MH17 über der Ostukraine abgeschossen wurde. Nun beginnt der Prozess gegen vier Beschuldigte.

Seit fast sechs Jahren warten die Angehörigen bereits auf Antworten: 298 Menschen starben im Juli 2014, als die Passagiermaschine MH17 der Malaysia Airlines über der Ostukraine von einer Buk-Rakete abgeschossen wurde. Sie waren auf dem Weg von Amsterdam nach Kuala Lumpur. Unter den Toten befanden sich auch vier deutsche Frauen.

Nach jahrelangen Ermittlungen wird nun vier Beschuldigten der Prozess gemacht. Den drei Russen Igor Girkin, Sergej Dubinski und Oleg Pulatow und der Ukrainer Leonid Chartschenkor werden Totschlag und vorsätzliche Zerstörung eines Flugzeuges mit Todesfolge vorgeworfen.

Die niederländische Staatsanwaltschaft wirft ihnen unter anderem vor, die Buk-Rakete konkret mit dem Ziel beschafft zu haben, ein Flugzeug abschießen zu wollen. Offenbar müssen die prorussischen Rebellen aber keine Auslieferung von Russland befürchten – deshalb wird der Prozess in Badhoevedorp bei Amsterdam aller Wahrscheinlichkeit ohne ihre Anwesenheit stattfinden.

Das Gerichtsverfahren, das bis 2021 dauern dürfte, ist politisch äußerst heikel. Obwohl die Boeing 777 nach Angaben von Ermittlern von einer 9M38-Rakete russischer Produktion getroffen wurde, weist Russland jede Verantwortung für die Flugzeug-Katastrophe zurück. EU-Außenbeauftragte Josep Borrell bezeichnet den Prozessauftakt dennoch als einen Meilenstein, um die Wahrheit herauszufinden und Gerechtigkeit für Opfer und Angehörige zu erreichen. Auch Deutschland steht explizit hinter dem Gerichtsverfahren.

MH17 wohl von Rakete russischer Bauart abgeschossen

Nach Darstellung der Ermittler, deren Akten zum Fall mittlerweile mittlerweile 36.000 Seiten umfassen, wurde die MH17 von einem Luftabwehrsystem des Typs Buk mit einer Rakete russischer Bauart über umkämpften Gebiet in der Ostukraine abgeschossen. Die vier Angeklagten sollen das System von der 53. Brigade der russischen Armee bei Kursk besorgt und den Transport über die Grenze organisiert haben. Die Beschuldigten wiesen die Vorwürfe allerdings zurück.

Seit 2014 untersucht ein Internationales Ermittlungsteam den Fall. Darunter Experten aus den von der Katastrophe am meisten betroffenen Ländern Australien, Malaysia, der Ukraine, Belgien und den Niederlanden.

Noch vor Beginn des Prozesses bestritt Moskau einmal mehr, nicht an der Aufklärung der Umstände mitzuwirken. Seit Jahren arbeite Russland aktiv mit den Niederlanden zusammen, teilte die Generalstaatsanwaltschaft der Agentur Interfax zufolge mit. Es seien nicht nur umfassende Informationen auf „alle Anfragen nach Rechtsbeistand“ geliefert worden, sondern auch Informationen, „die Aufschluss über die wahren Umstände der Tragödie geben können“. (dpa/elik)