Essen. In den Revierstädten treten nach den ersten Coronavirus-Fällen im Land Krisenstäbe zusammen. Ein Virologe befürchtet eine weitere Ausbreitung.
Nach den ersten fünf bestätigten Fällen des Coronavirus in NRW versuchen die Behörden mit Quarantäne, Kindergarten- und Schulschließungen eine weitere Verbreitung der neuartigen Krankheit zu stoppen.
Bei den ersten beiden Corona-Fällen in NRW handelt es sich um ein Ehepaar aus Gangelt im Kreis Heinsberg nahe der niederländischen Grenze. Die vielen Kontakte des infizierten Ehepaares zu anderen Menschen machen eine Eindämmung des Virus zu einer schwierigen Aufgabe. Zudem blieb zunächst unklar, wo sich das Paar ansteckte. „Wir können nicht garantieren, dass wir die Infektionsketten gestoppt kriegen“, räumte NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) ein.
Die 46 Jahre alte Frau und ihr ein Jahr älterer Mann hätten nach der eigenen Infektion bis zu 14 Tage am gesellschaftlichen Leben teilgenommen, in denen sie weitere Menschen anstecken konnten, so der Minister. Die Frau ist Kindergärtnerin und hat noch bis vergangenen Freitag in der Einrichtung gearbeitet. Ihr Mann, dessen Zustand inzwischen als kritisch gilt, hat in den vergangenen Tagen noch an einer Karnevalssitzung in seinem Heimatort teilgenommen.
In vielen Ruhrgebietsstädten sind inzwischen Krisenstäbe zusammengetreten, um zu beraten, was nun zu tun ist. Die Nahverkehrsunternehmen suchten den seit 2009 bestehenden „Pandemie-Vorsorgeplan“ heraus, der vor allem vorgibt, wie Mitarbeiter zu schützen sind. Umgesetzt wird das bis auf Weiteres jedoch noch nicht. „Man muss die Lage jeden Tag beobachten und neu bewerten,“ sagt etwa Kathrin Nass, Sprecherin der Nahverkehrsgesellschaft in Duisburg.
Schulen sagen Klassenfahrten nach Italien ab
Zahlreiche Schulen sagten Italienreisen ab, die für das Frühjahr geplant waren. Die Bahn betonte, es gebe „keine Einschränkungen“. Die Abriegelung ganzer Städte, wie in China oder Italien, halten die Kommunen selbst für sehr unwahrscheinlich. Das sei „noch nie da gewesen“ und „aus aktueller Sicht rein theoretisch“, so eine Sprecherin der Stadt Dortmund. Die Isolation einzelner Erkrankter hingegen und die Erfassung ihrer Kontakte werde regelmäßig in einem Krisenstab geübt, so die Stadt Essen.
Der Essener Virologe Prof. Ulf Dittmar erwartet nach den ersten Corona-Fällen in NRW eine weitere Ausbreitung des Virus. „Ich denke, dass wir in Deutschland einige Hundert Fälle sehen werden“, sagte der Direktor am Institut für Virologie am Uni-Klinikum Essen. Neben der Schließung von Schulen und Kitas sollten betroffene Kommunen „große Menschenansammlungen unterbinden“, so der Experte.