An Rhein und Ruhr. Die Zahl privater Kindertagesstätten in der Region steigt. Die Gewerkschaft „GEW“ warnt vor einer frühen Einteilung von Kindern in Arm und Reich.
Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) in NRW kritisiert die steigende Zahl von privaten Kindertagesstätten in der Region. Private Träger müssten nicht nach Tarif bezahlen und könnten so tarifliche Zahlungen unterlaufen, sagt die Landesvorsitzende Maike Finnern der NRZ. Ebenso gebe es bei privaten Trägern nur selten Mitarbeitervertretungen.
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Wie Zahlen des Landschaftsverbands Rheinland belegen, stieg die Zahl der privaten Kindertagesstätten in der Region von 552 im Jahr 2017 auf 647 im vergangenen Jahr. Auch die Zahl der Träger stieg in diesem Zeitraum von 346 auf 365. In den Zahlen enthalten sind sowohl private als auch privatgewerbliche Träger. Auch in Westfalen stieg die Zahl der Einrichtungen, von 175 im Jahr 2017 auf 184 im vergangenen Jahr. Eine Zunahme von privaten Trägern und Einrichtungen bedeute nicht automatisch eine höhere Beliebtheit, so Finnern. Vielmehr könne „die öffentliche Hand den Bedarf der Eltern nach Betreuung, Bildung und Erziehung durch die Kindertagesstätten nicht mehr abdecken“.
Gewerkschaft kritisiert frühe Selektion von Kindern
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In privaten Einrichtungen werden je nach Träger besondere pädagogische Konzepte und Schwerpunkte wie eine mehrsprachige Erziehung angeboten. Ebenso ist die Gruppengröße oftmals kleiner, wodurch eine intensivere Betreuung möglich ist. Da privatgewerbliche Träger nicht vom Land bezuschusst werden, finanzieren sie sich größtenteils über die Elternbeiträge.
Dadurch würden Kinder schon früh im Bildungssystem in Arm und Reich eingeteilt, kritisiert die GEW: „Wir dürfen es uns nicht leisten, dass der Zugang zu Bildung vom Geldbeutel der Eltern abhängt. Die Vorteile, die eine privatgewerbliche Kita mit sich bringen kann, können sich heute nur diejenigen leisten, die zumeist eh schon einen guten Zugang zu Bildung haben. Dieser Zustand selektiert von Kindesbeinen an und spricht gegen die gewerkschaftliche Vorstellung von Chancengleichheit für alle Kinder.“
Familienministerium sieht sich mit Bildungsgesetz gut aufgestellt
Aus Sicht der GEW müsse die öffentliche Hand ihren Einsatz für die frühkindliche Bildung erhöhen, „damit diese nicht weiter in den privaten und teureren Bereich übergehen wird“, so Maike Finnern.
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Das zuständige Familienministerium NRW sieht sich in dieser Hinsicht mit dem Kinderbildungsgesetz gut aufgestellt. Das Gesetz sieht eine Platzausbaugarantie vor: „Jeder notwendige Betreuungsplatz für einen bedarfsgerechten Ausbau vor Ort wird bewilligt und investiv gefördert, dies gilt auch für Kindertagespflegeplätze und private Kindertageseinrichtungen“, heißt es aus Düsseldorf. Insgesamt stünden dafür jährlich 115 Millionen Euro zur Verfügung.