Düsseldorf. Im Bund ist Verkehrsminister Scheuer, in NRW Innenminister Reul größter Klimasünder. Ausgerechnet Hybrid-Fahrzeuge sind ein Problem.
Wenn es um die Wahl des Dienstwagens geht, scheint der Klimaschutz besonders für Spitzenpolitiker in NRW kein wichtiges Argument zu sein: In der aktuellen Dienstwagenumfrage der Deutschen Umwelthilfe (DUH) landet die Wagenflotte der nordrhein-westfälischen Landesregierung beim CO2-Ausstoß auf dem drittletzten Platz.
241 Gramm CO2 pro Kilometer stößt ein Pkw der NRW-Minister durchschnittlich aus. Den Grenzwert der EU von 130 Gramm CO2 hält damit kein einziges Fahrzeug ein. Allerdings nicht nur in der NRW-Flotte: Kein einziger der von der DUH beleuchteten 237 Dienstwagen von Bundes- und Landesministern ist im Bereich des Grenzwertes.
Reul und Pinkwart fahren die schmutzigsten Fahrzeuge
Den klimaschädlichsten Wagen in NRW fährt Innenminister Herbert Reul (CDU), einen Audi-A8-Benziner mit einem CO2-Wert von 318 Gramm pro Kilometer. Auf den zweitletzten Platz landet Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart (FDP), der mit einem Plug-In-Hybrid (BMW 740Le xDrive iPerformance) auf einen CO2-Ausstoß von 252 Gramm pro gefahrenen Kilometer kommt. Per Hybrid-Fahrzeug ist weiterhin nur noch Umweltministerin Ursula Heinen-Esser (CDU) unterwegs - ebenfalls per BMW 740Le-Modell, mit einem leicht geringeren CO2-Verbrauch von 242 Gramm.
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Den klimafreundlichsten und mit Baujahr 2017 zugleich ältesten Wagen fährt Finanzminister Lutz Lienenkämper (CDU), ebenfalls einen BMW (740Ld xDrive). Den zweitgeringsten CO2-Ausstoß im Landeskabinett hat der Audi A8 Lg50 TDI Quattro, mit dem S chulministerin Yvonne Gebauer (FDP) reist. Insgesamt sechs von 13 Kabinettsmitglieder in NRW nutzen den gleichen Audi-Diesel - darunter auch Ministerpräsident Armin Laschet.
Scheuer größter Verkehrssünder
In der Bundesregierung belastet der Wagen von Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) die Umwelt am stärksten. Sein Hybrid-Modell BMW 745Le xDrive weist einen tatsächlichen CO2-Ausstoß von 258 Gramm pro Kilometer auf.
Gefolgt wird Scheuer ausgerechnet von Bundesumweltministerin Svenja Schulze sowie Bundesjustizministerin Christine Lambrecht (beide SPD) mit 242 Gramm CO2 je Kilometer. Bei Schulze verschlechterte sich die Umweltbilanz durch einen Wechsel auf einen BMW 745e xDrive iPerformance von 200 auf 242 Gramm pro Kilometer. Den geringsten Wert haben mit 216 Gramm CO2 die Fahrzeuge von CDU-Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner und CSU-Entwicklungsminister Gerd Müller.
Unter den Länderchefs liegt die Limousine des Regierenden Bürgermeisters von Berlin, Michael Müller (SPD), erneut auf dem letzten Platz. Demnach stößt sein gepanzerter S-Klasse-Mercedes im Realbetrieb 408 Gramm Kohlendioxid (CO2) je Kilometer aus. Der Wagen soll im Verlauf des ersten Halbjahres 2020 ausgetauscht werden, kündigte der Berliner Senat an. NRW-Ministerpräsident Armin Laschet landet auf dem sechsten Platz.
Deutsche Umwelthilfe: Klimafreundliche Dienstwagen müssen her
Herstellerangaben zu gering
Laut Deutscher Umwelthilfe (DUH) liegt die Diskrepanz zwischen den offiziellen CO2-Angaben der Hersteller und dem tatsächlichen CO2-Ausstoß auf der Straße bei etwa 39 Prozent.
Grundlage für die Bewertung nach realem CO2-Ausstoß ist laut DUH der Bericht „From Laboratory to Road“ 2017 des Forschungsinstituts International Council on Clean Transportation.
Das Bundesverkehrsministerium erklärte, man könne Angaben von einem „realen“ CO2-Ausstoß von 258 Gramm pro Kilometer beim Wagen von Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) nicht nachvollziehen. Das genannte Auto stoße nach dem geltenden internationalen Prüfverfahren WLTP 60 Gramm CO2 pro Kilometer aus.
Die DUH forderte Bundes- wie Landespolitiker dazu auf, sich bei der Wahl ihrer Dienstwagen für klimafreundliche Fahrzeuge zu entscheiden. Unter diesem Kriterium ein Hybrid-Fahrzeug auszuwählen, könne allerdings schnell in die falsche Richtung gehen, so die Umwelthilfe. Plug-In-Hybride sollen zwar den Verbrauch senken, laut DUH werden sie aber überwiegend im Verbrennermodus betrieben und weisen die größte Lücke zwischen Herstellerangaben und tatsächlichen Verbrauch auf. Im Vergleich zur Dienstwagenumfrage des vergangenen Jahres stieg der Anteil von Plug-In-Hybriden insgesamt von 67 auf 74 an. Insgesamt sind die CO2-Emissionen bei Dienstwagen dadurch erstmals gestiegen.
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Dagegen eine für die CO2-Bilanz positive Entwicklung: Erstmals sind drei Politiker auf Landesebene auf reine Elektrofahrzeuge umgestiegen – der bayrische Umweltminister Thorsten Glauber (Freie Wähler) sowie die baden-württembergischen Umwelt- und Verkehrsminister, Franz Untersteller und Winfried Hermann (beide Grüne). Insgesamt weisen die Fahrzeuge der Grünen die niedrigsten Werte auf. Unter Berücksichtigung der CO2-Emissionen im deutschen Strommix 2018 fahren allerdings auch die Minister mit Elektrofahrzeug nicht emissionsfrei. (mit dpa)