Es ist gut, dass Städte ihre Klimanotstandsbeschlüsse nicht wörtlich nehmen. Zugleich müssten sie beim Klima mutiger sein. Das passt zusammen? Ja

Mit dem Klimaschutz kann es nicht schnell genug gehen. Für einen Fridays-for-Future-Aktivsten mag die naturgegebene Trägheit von Demokratie und Verwaltung da schwer zu ertragen sein. Auch dort, wo vor einem halben Jahr der Klimanotstand ausgerufen wurde, schreibt man erst einmal hundertseitige Konzepte und diskutiert mehr über die Begrünung einzelner Dächer statt über autofreie Städte. Schritt für Schritt und Augenmaß statt Panik und Visionen.

Ist der Klimanotstand also tatsächlich nur ein Symbol gewesen? Nur Show? Wenn man die Beschlüsse beim Wort nimmt, muss man diese Frage bejahen. Denn wäre das Klima tatsächlich übergeordnete Priorität, wären Diskussionen über neue Gewerbegebiete oder Straßen von vornherein entschieden. Gut, dass sie es nicht sind. Sonst würde man viele Bürger im Kampf gegen das Klima verlieren.

Trotzdem müssten die Städte mutiger sein – und enger kooperieren. Es bräuchte einen Pakt nachhaltig motivierter Kommunen. Denn selbst wenn eine Stadt die autobefreite Grünoase ausruft: Was bringt es, wenn tausende Pendler aus der zugepflasterten Nachbarstadt per Pkw anreisen? Klimaschutz ist nichts für Solisten.