An Rhein und Ruhr. Laut dem Vergleichsportal Verivox haben bereits 28 von 108 Grundversorgern in NRW Strompreiserhöhungen angekündigt. Weitere dürften folgen.
Strom wird im nächsten Jahr vielerorts teurer. Laut einer Übersicht des Vergleichsportals Verivox haben in Nordrhein-Westfalen bereits 28 von 108 Grundversorgern angekündigt, ihre Tarife für private Stromkunden zum 1. Januar 2020 um im Schnitt 5,9% anzuheben. Für eine Familie mit einem Verbrauch von 4000 Kilowattstunden ergeben sich damit den Angaben zufolge Mehrkosten von durchschnittlich 72 Euro im Jahr.
Beobachter erwarten, dass in diesen Tagen noch zahlreiche weitere Anbieter an der Preisschraube drehen werden. Strompreiserhöhungen zum Jahreswechsel müssen rechtzeitig angekündigt werden, die Frist dafür läuft an diesem Mittwoch (20. November) aus. Begründet werden die Erhöhungen mit gestiegenen Umlagen und gestiegenen Netzgebühren. Die EEG-Umlage zum Beispiel, über die der Ausbau der erneuerbaren Energien finanziert wird, steigt zum Jahreswechsel um rund 5% auf 6,756 Cent je Kilowattstunde. Sie macht rund 22% des gesamten Strompreises aus. Auch die Gebühren für die Stromnetze, auf die ein weiteres knappes Viertel des Gesamtpreises entfällt, steigen, aber regional unterschiedlich.
Erhöhungswelle rollt bundesweit
Von den in NRW bereits bekannten Preiserhöhungen sind mehr als 430.000 Haushalte betroffen, schätzte ein Verivox-Sprecher auf Nachfrage der Redaktion. Gemeldet werden Preiserhöhungen den Angaben zufolge u. a. aus Oberhausen, Bochum, Herne, Gelsenkirchen, Kleve und Monheim. Vor Ort fallen die Erhöhungen sehr unterschiedlich aus. Die Spanne reicht von +2,9% (in Solingen) bis zu +13,5% (in Stemwede-Levern in Ostwestfalen).
Die Erhöhungswelle rollt bundesweit. Laut Verivox haben in Deutschland bislang 177 Versorger Erhöhungen angekündigt, im Schnitt um 5,4%. Konkurrent Check24 kommt auf 186 angekündigte oder seit August vorgenommene Erhöhungen mit einem durchschnittlichen Anstieg von 5,3%.
Kritik an den Erhöhungen
Dr. Aribert Peters vom Bund der Energieverbraucher hält die Preiserhöhungen einmal mehr für überzogen. „Umlagen und Netzgebühren mögen gestiegen sein – aber nicht so, dass sich solche Erhöhungen begründen lassen“, sagte Peters der Redaktion.
Er rät Stromkunden, ihre Marktmacht zu nutzen und zu wechseln – „aber auch nicht zum allerbilligsten Anbieter“. Grundsätzlich werde noch viel zu wenig gewechselt, meinte der Verbraucherschützer. Bei Preiserhöhungen gebe es ein Sonderkündigungsrecht.
„Ein völlig falsches Signal“
„Steigende Strompreise sind jetzt mit Blick auf den Klimaschutz ein völlig falsches Signal“, sagte der Energieexperte der Verbraucherzentrale NRW, Udo Sieverding. Die Versorger könnten „mit den Spielräumen ihrer Beschaffungsstrategien Preisveränderungen durchaus so lange aufschieben, bis das Klimapaket greift“.Die Absichtserklärungen im Klimapaket der Bundesregierung müssten „zügig in Maßnahmen münden, die sauberen Strom günstiger machen und fossile Energien teurer“, forderte Sieverding. „Es ist Zeit für ein belastbares Versprechen, dass die Strompreise für Verbraucher nicht mehr weiter steigen.“ Der Entwurf von Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) für das Kohleausstiegsgesetz sieht einen Ausgleich für ausstiegsbedingte Preiserhöhungen beim Strom vor. Unter anderem ist ein Zuschuss zu den Übertragungsnetzentgelten vorgesehen. (mit dpa).