An Rhein und Ruhr. Die Zahl der jungen Verdächtigen, die im Internet Kinderpornos weitergeben, ist 2018 in NRW kräftig gestiegen. Experten fordern mehr Prävention.
Vertreter von Polizei und Jugendhilfe warnen eindringlich vor dem leichtfertigen Verbreiten von Kinderporno-Dateien unter Kindern und Jugendlichen. „Da fehlt das Bewusstsein, dass damit Strafgesetze verletzt werden“, sagte ein Sprecher des nordrhein-westfälischen Landeskriminalamtes (LKA) auf Nachfrage der Redaktion.
Am vergangenen Freitag (25. Oktober 2019) hatte die Polizei von Durchsuchungen bei bundesweit 21 Verdächtigen im Alter zwischen 14 und 26 Jahren berichtet. Im Internet sollen sie Bilder weiterverbreitet von u. a. der Vergewaltigung eines Kindes in einem Steinbruch. In NRW hatte es Durchsuchungen gegeben in Stolberg bei Aachen, in Wuppertal und im Kreis Siegen-Wittgenstein. Bei Vernehmungen hätten sich die Verdächtigen verwundert gezeigt, hieß es.
Opfer sind „keine Comic-Figuren, sondern reale Menschen“
Sicherheitsbehörden stellen seit zweieinhalb Jahren fest, dass Heranwachsende vermehrt eindeutig kinderpornographische Inhalte über Soziale Netzwerke teilen. Dazu passen Zahlen des jüngst vom LKA für Nordrhein-Westfalen veröffentlichten Lagebildes Jugendkriminalität und -Gefährdung. Praktisch überall sind die Fallzahlen in 2018 runtergegangen – nur nicht bei Straftaten mit dem Tatmittel Internet. Beim Verbreiten von Kinderpornos stieg die Zahl der ermittelten Tatverdächtigen unter 21 Jahren von 181 auf 252, beim Verbreiten von Jugendpornos von 63 auf 108.
Hohe Strafen drohen
Fürs Beschaffen oder den Besitz von Kinderpornos drohen laut §184 des Strafgesetzbuches bis zu drei Jahre Freiheitsstrafe oder eine Geldstrafe. Bei Jugendpornos sind es zwei Jahre Haft. Beim Weiterverbreiten liegen die Strafen noch höher. Strafbar sind nicht nur Pornos, die tatsächliches Geschehen zeigen. Es genügt eine „wirklichkeitsnahe“ Darstellung.
„Viele Kinder und Jugendliche sind im Internet nicht reflektiert genug und verstehen nicht, was sie tun“, sagt Heinz Hilgers, der Präsident des Kinderschutzbundes. So fehle häufig das Verständnis, dass die Opfer, die in pornografischen oder gewalttätigen Videos auftauchten, keine Comic-Figuren seien, sondern echte Menschen.
GDP-Chef fordert mehr Prävention
Wichtig sei, dass Eltern und Pädagogen regelmäßig mit Kindern und Jugendlichen reden. „Wenn ihnen Werte vermittelt werden und ein Vertrauensverhältnis besteht, melden und löschen sie vielleicht solche Inhalte.“ Hilgers warnt aber vor einer Zweiteilung der Gesellschaft, in die reale Welt und die des Internets. „Wenn der Kinder- und Jugendschutz im Netz massenhaft ungestraft missachtet wird, kommt das Gefühl auf, dass es dort keine Regeln gibt.“
Michael Mertens, Landesvorsitzender der Gewerkschaft der Polizei (GdP) fordert mehr Prävention gerade auch an Schulen und Ausbildungsstätten. Jungen Menschen müsse dort das Bewusstsein für den Schutz von Persönlichkeitsrechten in der virtuellen Welt mitgegeben werden: „Das Internet bietet viele Chancen, aber eben auch sehr viele Gefahren“, mahnte Mertens.