An Rhein und Ruhr. Jeder Zweite in NRW pendelt zur Arbeit täglich in eine andere Stadt. Der DGB und die Grünen fordern mehr Anstrengungen beim Bau und ÖPNV.
In Nordrhein-Westfalen pendelt jeder Zweite täglich zur Arbeit in eine andere Stadt. Wie das Statistische Landesamt in seinem Pendleratlas NRW mitteilt, machen sich von den insgesamt 9,19 Millionen Erwerbstätigen jeden Tag 4,73 Millionen auf den Weg über die Grenzen des eigenen Wohnortes. Allein nach Köln, Düsseldorf und Essen pendelten zusammen täglich mehr als 811.000 Erwerbstätige, so die Statistiker.
Für Anja Weber, Vorsitzende des DGB NRW, eine alarmierende Zahl: „Die Gewerkschaften haben die Arbeitszeitverkürzung nicht durchgesetzt, damit Arbeitnehmer die Zeit stattdessen im Auto oder auf der Schiene festhängen. Hier brauchen wir dringend Entlastung und eine Abkehr der verfehlten Politik von zu geringen Investitionen in die Straße und den ÖPNV.“
Außerdem sieht der DGB die Landesregierung in der Pflicht, dem angespannten Wohnungsmarkt etwas entgegen zu setzen, um es Erwerbstätigen zu ermöglichen, näher an ihrer Arbeitsstätte zu wohnen. Vorstellbar sei etwa eine landeseigene Wohnungsbaugesellschaft die Kommunen beim Wohnungsbau unterstützt, so Weber.
Grüne fordern mehr Investitionen beim Nahverkehr
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Mona Neubaur, die Landesvorsitzende der Grünen in NRW, zeigte sich gegenüber der Redaktion überzeugt: „Ein großer Teil dieses Pendelverkehrs kann umgelenkt werden.“ Die Politik müsse jedoch etwas dafür tun, damit der Umstieg attraktiv wird. „Es kann ja nicht sein, dass man von Essen aus mit öffentlichen Verkehrsmitteln aktuell leichter nach Brüssel kommt als nach Dinslaken-Lohberg“, meinte Neubaur. Sie forderte mehr Investitionen in Bus und Bahn, alte Strecken müssten reaktiviert sowie einfachere und günstigere Tarife eingeführt werden. „Auch das Fahrrad ist vielerorts eine echte Alternative“, meinte die Politikerin. Dafür müssten Radwege endlich sicherer und schneller werden.
„Die Pendlerzahlen machen deutlich, dass das Auto das dominierende Verkehrsmittel im Alltag der Metropole Ruhr ist“, sagte Karola Geiß-Netthöfel, Direktorin des Regionalverbandes Ruhr (RVR). Gemeinsam müsse man dafür sorgen, dass sich die Anteile der verschiedenen Verkehrsmittel am Verkehrsaufkommen angleichen, das Ziel dabei: mehr Lebensqualität.
Mobilitätskonzept für das Ruhrgebiet vom RVR
Gegenüber der NRZ verwies Geiß-Netthöfel dazu auf das vom RVR fürs Ruhrgebiet erarbeitete Mobilitätskonzept. Es sieht einen Ausbau der Radwege vor und eine insgesamt bessere Verknüpfung der Verkehrsmittel: „Kilometerlange Staus, überfüllte Züge, fehlende Anschlüsse, zu hohe Reisezeiten und Umweltbelastungen durch Verkehr – alles das darf nicht länger das Bild unserer Region bestimmen“.
Jürgen Eichel vom sieht noch reichlich Handlungsbedarf beim Thema Verkehrswende. „So richtig kommt das Thema noch nicht voran“, so der NRW-Sprecher. Viele Firmen aber auch Einzelpersonen hätten die Dimension des Problems noch nicht erkannt.