Berlin. Das Video-Portal Twitch ist eine Plattform, auf der Gamer Videospiele live streamen. Nach dem Terroranschlag von Halle gibt es Kritik.
Nach dem Terroranschlag in Halle rückt die Streaming-Plattform Twitch in den Fokus. Der Täter hatte seinen versuchten Angriff auf eine Synagoge und den Mord an zwei Menschen auf der Plattform live übertragen.
Verdächtiger nutzte das Video-Portal: Was ist Twitch genau?
Twitch ist ein sogenanntes Live-Streaming-Videoportal. Nutzer können sich hier kostenlos anmelden und live an andere Zuschauer übertragen, wie sie Videospiele spielen. Zu den meist gestreamten Spielen gehören Ego-Shooter wie Counter-Strike und Strategiespiele wie League of Legends. Aber auch beliebte Spiele wie Fifa, Fortnite oder Dota verfolgen die Fans in Videos.
45 Millionen Zuschauer auf sechs Millionen Kanälen
Gestreamt werden kann sowohl über Spielkonsolen wie Xbox, PlayStation oder Nintendo, wie auch über den Computer. 2013 gab Twitch an, dass monatlich mehr als 45 Millionen Zuschauer Hobby- und Pro-Gamern auf sechs Millionen Kanälen folgen. Auf der Plattform landen aber auch Koch- und Bastelvideos. Und zuletzt eben auch die Aufnahmen des Terroranschlags von Halle.
Das Video des Attentates von Halle wurde nach Angaben der Streaming-Plattform von rund 2200 Menschen angesehen, bevor es dann nach 30 Minuten gelöscht wurde. Seit 2014 gehört das Unternehmen zu dem amerikanischen Onlineversandhändler Amazon.
Twitch erklärte auf Twitter, dass das Video aus Halle zu keiner Zeit in Empfehlungen auf dem Portal aufgetaucht sei. Links zu dem Video seien nur direkt geteilt worden – vermutlich über Messenger-Dienste außerhalb der Plattform Twitch.
Der mutmaßliche Attentäter hatte sein Twitch-Konto erst vor zwei Monaten eröffnet und in dieser Zeit nur ein Video hochgeladen. Das im Netz aufgetauchte „Manifest“ des Angreifers legt nahe, dass er nicht unbedingt bei Twitch zu Hause war, sondern auf der Internet-Plattform 8chan, die bei Rassisten sehr beliebt ist.
Auf dem Portal werden Anschläge und Amokläufe gefeiert und der Hass zelebriert. Nach den Amoklauf in einem Walmart-Kaufhaus in El Paso im US-Bundesstaat Texas Anfang August ging 8chan offline, auch weil technische Dienstleister wie Amazon den Stecker zogen. Deshalb musste sich der Halle-Attentäter eine neue Plattform suchen.
Bereits der Attentäter von Christchurch hatte im März dieses Jahres seine Bluttat, bei der er 50 Menschen in einer Moschee erschoss, auf Facebook live gestreamt. (jzi/dpa)