New York. Mit ihrer UN-Wutrede hat Klimaaktivistin Greta Thunberg die Mächtigen der Welt angeklagt. Angela Merkel widersprach ihr im Kern.

Eine 16-Jährige klagt die Mächtigen der Welt an – und die sehen gebannt zu: Mit einer hoch emotionalen Rede beim Klimagipfel der Vereinten Nationen hat Klimaaktivistin Greta Thunberg am Montag großen Eindruck hinterlassen.

„Das ist alles nicht richtig so“, begann Thunberg, „Ich sollte hier nicht sein, ich sollte in der Schule sein, auf der anderen Seite des Ozeans.“ Sie warf den anwesenden Staats- und Regierungschefs – darunter Bundeskanzlerin Angela Merkel – mangelnde Handlungsbereitschaft vor. „Wie konntet Ihr es wagen, meine Träume und meine Kindheit zu stehlen mit Euren leeren Worten?“, fragte die junge Schwedin mit vor Wut bebendender Stimme und Tränen in den Augen: „Wie könnt Ihr nur weiter wegschauen?“

Die Klimaaktivistin legte mit 15 anderen Kindern bei der UN eine rechtliche Beschwerde gegen fünf Nationen ein. Sie klagt die Staaten mit den höchsten CO2-Emissionen an, die die UN-Konvention zum Klima unterschrieben haben – also auch Deutschland. Die Schüler berufen sich auf die von der UN gewährten Menschenrecht von Kindern.

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Greta Thunberg warnt vor Massenaussterben

Thunberg warf den Politikern beim Klimagipfel vor, sie seien immer noch nicht reif genug zu sagen, wie ernst die Lage sei. „Wir stehen am Anfang eines Massenaussterbens und alles, worüber Ihr reden könnt, ist Geld und die Märchen von einem für immer anhaltenden wirtschaftlichen Wachstum – wie könnt Ihr es wagen?“

Thunberg ist die Initiatorin der Jugendbewegung „Fridays for Future“. Vor einem guten Jahr war Thunberg zum ersten Mal in den Klimastreik getreten, hatte an einem Freitag – anstatt zur Schule zu gehen – allein für mehr Klimaschutz demonstriert. Vergangene Woche brachte die Bewegung weltweit Millionen Menschen zu einem Klima-Streik auf die Straße.

Kanzlerin Merkel widerspricht Greta Thunberg

Klimaaktivistin Greta Thunberg zeigte sich forsch.
Klimaaktivistin Greta Thunberg zeigte sich forsch. © dpa | Jason DeCrow

Kanzlerin Merkel bezeichnete Gretas Rede als „aufrüttelnd“, widersprach ihr aber im Kern: Aus ihrer Sicht sei Greta zu wenig auf Technologien und Innovationen eingegangen, die es durchaus möglich machten, die Klimaziele zu erreichen. Dem messe sie persönlich große Bedeutung bei. „Das ist ein Widerspruch zu dem, was ich da gestern gehört habe.“

Auf die Frage, ob sie sich von den Vorwürfen Gretas auch persönlich angegriffen fühle, sagte Merkel: „Jeder aufmerksame Mensch hört zu und und fühlt sich damit auch angesprochen. Das ist selbstverständlich. Trotzdem habe ich mit Überzeugung auch unser Vorgehen deutlich gemacht.“ Mit dem Klimapaket leiste man einen Beitrag zum Pariser Abkommen zum Stopp der Erderwärmung. Davon sei sie überzeugt.

Merkel hatte Greta Thunberg vor Beginn des Gipfels getroffen. In ihrer Rede sagte Merkel zu ihrer Bewegung: „Wir alle haben den Weckruf der Jugend gehört.“ Die Kanzlerin rief dazu auf, den Ratschlägen der Wissenschaft zu folgen. Das Klimapaket, dass die Bundesregierung in der vergangenen Woche nach hartem Ringen beschlossen hat, wird aber auch von Wissenschaftlern als zu zaghaft kritisiert.

Neben Merkel waren auch Frankreichs Präsident Emmanuel Macron und Dutzende weitere Staats- und Regierungschefs im Plenum, als Thunberg sprach. US-Präsident Donald Trump tauchte überraschend auch bei den Vereinten Nationen auf, angekündigt war der 73-Jährige, der den Klimawandel leugnet, nicht. Er verpasste Thunbergs Rede, verpasste allerdings nicht die Gelegenheit, sich vor dem Millionenpublikum sein Twitter-Follower über die 16-jährige Aktivistin lustig zu machen.

Wie Donald Trump sich über Greta Thunberg lustig macht

Greta Thunberg- Niemand kann uns stoppen

weitere Videos

    Trump teilte einen Tweet mit Thunbergs emotionaler Rede, den er sarkastisch kommentierte: Sie wirkt wie ein sehr glückliches junges Mädchen, dem eine leuchtende, wundervolle Zukunft bevorsteht. Das ist so nett anzusehen““

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    Auch wenn er Thunbergs Rede nicht persönlich hörte und es kein offizielles Treffen zwischen Trump und Thunberg gibt – ein kurzer und ungeplanter gemeinsamer Moment der beiden hat im Internet für Wirbel gesorgt.

    Ein Video, das mehrere TV-Sender wie BBC und ARD am Montag veröffentlichten, zeigt, wie Trump mit seiner Delegation hinter den Kulissen des Klimagipfels durch einen Gang des Hauptquartiers der Vereinten Nationen in New York läuft. Thunberg steht wenige Meter entfernt im selben Gang. Trump nimmt keine Notiz von der 16 Jahre alten Schwedin, während sie ihm mit ernster Miene hinterher schaut.

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    Das Video wurde im Internet massenhaft verbreitet und kommentiert.

    Die Welt demonstriert für den Klimaschutz

    Ein „Friday for Future“ auf der ganzen Welt: Am 20. September demonstrieren Millionen Menschen in fast 160 Staaten für besseren Klimaschutz. In Australien gab es in zahlreichen Städten Protestmärsche – so wie hier in der Hauptstadt Canberra. „Respect your mother“, fordert eine Demonstrantin auf ihrem Plakat – „Respektiere deine Mutter“.
    Ein „Friday for Future“ auf der ganzen Welt: Am 20. September demonstrieren Millionen Menschen in fast 160 Staaten für besseren Klimaschutz. In Australien gab es in zahlreichen Städten Protestmärsche – so wie hier in der Hauptstadt Canberra. „Respect your mother“, fordert eine Demonstrantin auf ihrem Plakat – „Respektiere deine Mutter“. © dpa | Lukas Coch
    Auch in Brisbane blieben Tausende Schüler für die Klima-Demo dem Unterricht fern.
    Auch in Brisbane blieben Tausende Schüler für die Klima-Demo dem Unterricht fern. © Getty Images | Glenn Hunt
    Die Innenstadt von Brisbane am Freitagmorgen: „Fridays for Future“-Ikone Greta Thunberg zeigte sich in den sozialen Netzwerken begeistert vom Engagement der Schülerinnen und Schüler in Australien.
    Die Innenstadt von Brisbane am Freitagmorgen: „Fridays for Future“-Ikone Greta Thunberg zeigte sich in den sozialen Netzwerken begeistert vom Engagement der Schülerinnen und Schüler in Australien. © Getty Images | Glenn Hunt
    Wie hier in Brisbane gingen überall bei den Demonstrationen in Australien längst nicht nur Kinder und Jugendliche auf die Straße.
    Wie hier in Brisbane gingen überall bei den Demonstrationen in Australien längst nicht nur Kinder und Jugendliche auf die Straße. © dpa | Darren England
    Auch in der Metropole Sydney gab es lautstarke Proteste.
    Auch in der Metropole Sydney gab es lautstarke Proteste. © dpa | Rick Rycroft
    Dieser Demonstrant in Sydney verkleidete sich als Vogel, um auf die bedrohte Tierwelt aufmerksam zu machen.
    Dieser Demonstrant in Sydney verkleidete sich als Vogel, um auf die bedrohte Tierwelt aufmerksam zu machen. © Getty Images | Brook Mitchell
    „Es gibt keinen Planeten B“, steht auf dem Plakat dieser Schülerin in Sydney.
    „Es gibt keinen Planeten B“, steht auf dem Plakat dieser Schülerin in Sydney. © dpa | Steven Saphore
    In Bangkok bastelte sich dieser Demonstrant ein Kostüm aus Plastiktüten.
    In Bangkok bastelte sich dieser Demonstrant ein Kostüm aus Plastiktüten. © REUTERS/ | Soe Zeya Tun
    Wie hier in Bangkok zogen sich auch in Thailand die Demonstrationen über viele Landesteile hinweg.
    Wie hier in Bangkok zogen sich auch in Thailand die Demonstrationen über viele Landesteile hinweg. © REUTERS/ | Soe Zeya Tun
    Klima-Flashmob in Bangkok: Diese Schülerinnen und Schüler stellen sich tot, um zu zeigen, wohin die Ausbeutung der Erde führen kann.
    Klima-Flashmob in Bangkok: Diese Schülerinnen und Schüler stellen sich tot, um zu zeigen, wohin die Ausbeutung der Erde führen kann. © REUTERS/ | Soe Zeya Tun
    Eine Schülerin in der indonesischen Provinz Kalimantan demonstriert mit Atemschutz und deutlicher Botschaft auf ihrem Plakat.
    Eine Schülerin in der indonesischen Provinz Kalimantan demonstriert mit Atemschutz und deutlicher Botschaft auf ihrem Plakat. © Reuters | WILLY KURNIAWAN
    Demonstranten versammeln sich in Indien mit einer Figur des Dämonengottes Ravana, der ein „Umweltmonster
    Demonstranten versammeln sich in Indien mit einer Figur des Dämonengottes Ravana, der ein „Umweltmonster" repräsentieren soll, vor dem Ministerium für Wohnen und Stadtentwicklung. © dpa | Manish Swaruo
    Demonstranten verschiedener Aktionsbündnisse blockieren den Verkehr auf dem Baseler Platz in Frankfurt.
    Demonstranten verschiedener Aktionsbündnisse blockieren den Verkehr auf dem Baseler Platz in Frankfurt. © dpa | Boris Roessler
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    (dpa/moi/mün)